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Da haben wir ja die ganze Bescherung!" rief sie mit Heller, fröh­licher Stimme, wahrend die Kinder mit dem Ruf:Jungfer Betty! Jungfer Betty!" an der jugendschlanken Gestalt hinaufsprangen.

Still Kinderchen! still! haltet hübsch Ruhe und laßt mich durch­kommen, daß ich mir Euren Schatz hübsch ordentlich besehen kann,"- beschwichtigte sie den schreienden Haufen, indem sie mit leisen Schritten an die Wiege trat und sich mit staunenden Blicken über das Drillings­gestirn beugte.

Dieses aber fing eben einen Morgengesang an, der keineswegs wie himmlische Sphärenmusik lautete und Betty rief:Potztausend, was die Kerlchen für Lungen haben, da kann sich mal der König darüber freuen die werden drei prächtige Soldaten geben! Nun ich wünsche Euch viel Glück! viel Gottes-Segen zu einem so reichen Gnadengeschenk des Himmels, liebe Lisbeth! und auch Euch, lieber Meister Ebert!"

Mit diesen Worten wandte sich das junge Mädchen von Einem zum Andern der beiden Eheleute und schüttelte ihnen so herzlich die Hände, daß der warme Druck der jugendlichen Hand wie eine freudige Zuversicht die bekümmerten Herzen durchdrang und sich ein unwillkürliches Lächeln auf den umwölkten Gesichtern zeigte.

Dennoch sagte der gesegnete Hausvater, indem er die Stummelpfeife aus dem Munde nahm und sich ein wenig hinter dem Ohr kratzte:Nichts für ungut, Jungfer Betty! Sie hat gut sprechen von einem reichen Gnadengeschenk des Himmels, es ist wohl ein reiches, aber auch ein theures! Wie soll ich armer Todtengräber, der wohl schon viele Kno­chen, aber noch niemals Gold aus der Erde gescharrt hat, die drei schrei­enden Jungen satt kriegen? Ist es mir doch schon blutsauer geworden, die Fünfe da auf den Beinen zu halten."

Ei was!" rief fast unmuthig das junge Mädchen,das sind keine väterlichen Gedanken, Meister Ebert! Kinder sind ein Segen des Herrn, sagt die heilige Schrift, und in der Schule hab' ich immer so gern das Lied auswendig gelernt, dessen erster Vers lautet:

Was unser Gott erschaffen hat.

Das will er auch erhalten,

Darüber will er früh und spat Mit seiner Gnade walten!"

So ist es! faßt nur Muth Drillingsvater! und Ihr auch, liebe Lisbeth! sie sollen erhalten werden Eure Horatier! Ja so! Ihr wißt nicht