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die ersten Tasten vollgießen. Nun ist hier noch Hafergrütze, Griesmehl, Reis und Pflaumen die Möme wird schon wissen, was damit für gute Mahlzeiten gekocht werden können dann kommt noch eine Flasche Wein zur Stärkung für die Möme, wenn sie die drei Jungen herumtragen muß, was ihr sauer genug werden mag. Sieh, sieh, Frau Fingenerin! da kommt Sie ja gerade wie gerufen!" so rief das fröhliche Mädchen der Wickelfrau entgegen, die eben.in die Stube trat um ihre Amtspflichten zu verrichten.Trete Sie näher und nehme Sie das vorläufig in Empfang Sie wird's nöthig haben. Seht! es sind noch recht hübsche Jäckchen und Mützchen, Hemdchen und Windeln und Wickelbänder was weiß ich von all' dem Zeug und wozu es gebraucht wird! die Mutter hat es mir eingepackt und gesagt, es wäre Alles noch sehr brauch­bar o sie kann gut verwahren! ich glaube wir Kinder haben alle schon in den Sachen gesteckt; aber nun braucht uns die Mutter nicht mehr zu wickeln Gott sei Dank, daß wir Alle mit so flinken Beinchen aus dem Zeug herausgesprungen sind! So werden's die Jungen da auch einmal machen. Und nun adieu! adieu ich halte mein Wort, darauf könnt Ihr Euch verlassen!"

Die fröhliche Geberin schüttelte noch einmal Allen die Hände und lief, freuderoth im Gesicht daß sie so viel hatte schenken dürfen, schnell aus der Hütte, um den Dank zu verkürzen, der ihr von den Lippen der Be­schenkten nachtönte.

Den Armen war es, als ob ein frischer Maimorgen in die dürre Wüste ihrer Noth hineingethaut, und als ob ein plötzlicher Sonnenstrahl tausend verwelkte Blümchen wieder belebt und aufgerichtet hätte.

Und die frohen Verheißungen des jungen Mädchens waren nicht in leere Luft gesprochen. Elisabeth hielt Wort. Mit einer Energie, die bei einem so jungen Mädchen erstaunenswerth war, schaffte sie Rath und Hilfe für die bedrängten Eltern. Ihr warmes, heiteres Wort öffnete allent­halben die Herzen der Reichen; es kamen Spenden von Nah und Fern und durch eine Lotterie von schönen Handarbeiten, welche sie mit ihren Freundinnen im Dorfe und in der nahen Stadt verfertigte, brachte sie eine Summe zustande, welche hinreichte sogar eine Art von Wohlstand in der ärmlichen Hütte zu verbreiten. Die zerbrochenen Fenster wurden ge­flickt, die Stube mit festen Bretern gedielt, es konnte ein Mädchen zur Pflege der Mutter und Kinder gemiethet und eine Kuh und eine Ziege nebst gutem Futter gekauft werden.

T.-A. XX.

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