sicher, daß die Kerle nicht noch einmal wiederkehren, aber ich will's ihnen nicht rathen! Verlassen Sie sich auf mich und die handfesten Burschen da! Sehen Sie, ich weiß daß das Fräulein da oben die liebste Freundin von der Jungfer Betty gewesen ist, die mir so viel Gutes gethan, als ich noch in der Wiege lag, und Alles was zu der gehört, das ist mir und meiner Familie über Alles werth und theuer. Ich gebe nicht zu, daß Jemandem den die Selige lieb gehabt, auch nur ein Haar gekrümmt wird und müßt ich mein Leben dabei lassen."

Frau Bergheim drückte gerührt dem braven Mann die Hand und traf Anstalt, daß die Leute, sich ablösend von ihrer Wache, eine warme Stube und einen kräftigen Nachttrunk finden konnten. Dann legte sie sich beruhigt mit ihren Töchtern nieder, nachdem sie ihr Haus im Schutz der wackeren Männer wußte.

Auch Mercedes schlief ruhig in ihrem stillen Gemach. Sie ahnte und hörte nicht die treuen Schritte, die um ihr Haus gingen und einen schützenden Kreis um sie zogen. Aber wie fast jede Nacht erschien ihr Elisabeths verklärte Gestalt im Traum, neigte sich über sie und flüsterte: Schlafe ruhig, mein Liebling! ich decke Dich mit den Flügeln meiner ewigen Liebe und meines Schutzes im Himmel!" Der Traum sprach Wahrheit - sie ruhte unter den Flügeln einer edlen That die noch aus ferner Vergangenheit segnend über der Gegenwart waltete.

6. Krankheit und Genesung.

Es war ein kalter Wintertag; der Schnee lag hoch und dicht über Berg und Thal gebreitet, die Bäche und der Strom stockten in des Eises Banden und lange Zapfen starrten gleich spitzen, glänzenden Pfeilen von Üen Dächern der Häuser und den Aesten der Bäume herunter.

Mercedes ging den Pfad, der aus dem Dorfe zu der kleinen Kapelle hinaufführte; es war der einzige auf den Höhen, die das Thal umschlos­sen, der eine gangbare Bahn zeigte. Sie war gern da oben; nicht nur die Aussicht, welche das liebliche Thal und die fernen, schönge­schwungenen Berglinien zeigte, auch der edle Bau des Kirchleins that ihrem Auge wohl und es weilte mit Entzücken auf dem schlanken, gothischen Thürmchen, dem mit sinnigem Schnitzwerk verzierten Eingangsthor und auf dem lieblichen Farbenspiel der bemalten Fenster. Sie mochte lieber hier im Stillen beten, als in dem Menschengedränge der Dorfkirche, wo