ihren dumpfen, heißen Stuben bei ihren einförmigen Winterarbeiten und brüten abergläubige Geschichten aus heißt man das Leben?" Es war ihr, als würde sie von kalten Händen angefaßt, sie eilte wie von einem Gespenst gejagt in ihr Zimmer zurück und brachte die Nächte schlaflos und in Thränen zu.

Heute war sie auch nach einer solchen fieberhaft durchwachten Nacht ausgestanden. Es litt sie nicht im Zimmer; schon lange malte sie nicht mehr und mühte sich um keine Modelle; gleichgültig sah sie das unfertige Bild auf der Staffelei stehen.

Sie eilte mit hastigen Schritten den Hügel hinauf. Zum ersten Male nach vielen Tagen, wo es unaufhörlich geschneit hatte, brach die Sonne hell und klar durch den Winterhimmel; für Mercedes aber erhellte sie nur den Schauplatz schmerzlicher Leiden und trüber Bilder, als sie von oben herab das weiß überschneite Thal überschaute.

Dennoch war es ihr, als ob der helle Strahl ihr im Herzen den Muth erwecken wolle, die Banden des Heimwehes zu sprengen und fort aus diesem Kerker zu eilen.

Ja," rief sie und streckte die Arme aus,fort, fort von hier aus diesem engen, dumpfen Leben! Nehmt mich wieder aus ihr son­nigen Gestade des schönen Rheins! Nehmt mich wieder auf in Eure Mitte, Ihr meine Genossen, Ihr Jünger der Kunst! helft mir das Ziel erreichen, wo der Kranz hängt, nach dem die Besten und Edelsten gestrebt."

Sie athmete tief auf nach diesen Worten und dennoch wollte der Druck nicht weichen, fühlte sie sich wie von einer unsichtbaren Hand ge­halten, der sie sich mit einem raschen Entschlüsse entziehen müsse und es doch nicht könne.

Da fiel ihr Blick durch die geöffnete Thüre der Kapelle und sie sah an den Stufen des Altars eine ältliche Frauengestalt knien, versunken in andächtiges Gebet. Der Strahl der Morgensonne, der durch das Fenster fiel, beleuchtete ein edles Profil, in den aufgerichteten Augen lag ein freudiger Glanz, der über die müden, alten Züge sich ergoß wie Morgen­roth, das über Gräber scheint. Mercedes betrachtete sie mit einem Gefühle von Neid, als sie sagte:Die ist glücklicher als ich, die hat den Frieden gefunden."

Jetzt erhob sich die Betende von ihren Knien und trat aus der Ka­pelle. Nach einem flüchtigen Gruß ging sie an Mercedes vorüber, um