ich dankte Gott, daß auch ich mein Opfer habe bringen dürfen, ich altes, krankes Mädchen, das die Gemeinde unterhalten muß."

Bei den letzten Worten war ihre Gestalt wieder zusammen gesunken, aber der Glanz in den Augen war geblieben, als sie weitergehend zu Mercedes sprach:Sie sollten mich einmal besuchen, Fräulein! es ist so hübsch warm in meinem Stübchen, die Leute hier sind alle so gut gegen mich, sie schicken mir so viel, daß oft noch mancher Bettler was davon bekommt; ja gewiß! ich habe es gut im Alter. Doch hier gehen ja wohl unsere Wege auseinander; dort ist schon Ihr Haus und hier muß ich hergehen. Adieu, Fräulein! bleiben Sie nur ja hübsch lange bei uns Sie finden keinen schöneren Ort in der Welt."

Mercedes sah noch lange der alten Mädchengestalt nach und schritt langsam nach Hause in ihr Zimmer hinauf. Fast war es, als wäre sie wieder wankend in ihrem Vorsatz geworden. Welche Heldenstärke war ihr in jener schwächlichen Gestalt entgegen getreten! Auch dieses kümmer­liche, enge Dasein hatte dem großen Ganzen gedient in seiner liebe­vollen, demüthigen Hingabe an ein anderes Leben. Aus seiner nackten Armuth lag der stolze Siegeskranz einer großen Zeit, in sein ödes Alter tönte das festliche Glockengeläute aus dem Morgenroth der besseren Zu­kunft, dankend für das Opfer, das auch aus ihm gebracht wurde. Nein!" so rief sie in größter Aufregungich darf dich nicht gering achten, du kleines Erdenwinkelchen! Du hast eine Elisabeth der Erde gegeben und auch deine Schwelle hat das heilige Opferblut des Vater­landes überströmt und geweiht! Aber es ist doch kein Ort für mich, ich kann hier nichts nützen also fort! fort!"

Sie fing an in ihren Sachen zu kramen; aber die Hände und Knie zitterten ihr wie von Fieberfrost geschüttelt. Als Frau Bergheim heraufkam, um sie zum Essen zu rufen, sah sie ihr erschrocken ins Gesicht und sagte: Sie sind krank, liebe Mercedes! Sie müssen sich zu Bett legen."

Mercedes nickte sie fühlte, es war so. Willig ließ sie sich auf das Lager betten und legte das bleiche Haupt aufs Kissen mit dem stillen Wunsche:Wäre bald Alles zu Ende und ich könnte schlafen wie meine Elisabeth!"-

Ein heftiges Fieber, schon lange vorbereitet in den aufgeregten Nerven der Künstlerin, breitete seine heißen Schwingen über sie. Tage und Nächte lang rang sie in verworrenen Träumen immer glaubte sie den Rhein rauschen zu hören und ihr zurufen:Komm! ich nur habe Lethe für Dich