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Vereinigung zwischen uns geben und die Verschiedenheit der Beschäftigung sollte nicht auch die Gedanken und Ansichten trennen. Sagen Sie mir: warum malen Sie denn dieses Dorfleben, das Sie doch in der Wirklichkeit so unerträglich zu finden scheinen?"

Mercedes fuhr empor:Wie treffen Sie mit dieser einfachen Frage die wunde Stelle, den Zwiespalt in mir! ich müßte wirklich das Dorfleben erst wieder lieb gewinnen können, ehe ich es weiter male ich habe mir die Bauern und das ganze Landleben besser und schöner vorgestellt, als ich es gefunden. Verzeihen Sie mir dies Geständniß; Sie leben ja hier, wie ich glaube, glücklich und zufrieden, und haben auch wohl die Menschen lieb, die Sie umgeben."

Ja, ich habe sie lieb," sprach Frau Bergheim innig und warm,von ganzem Herzen liebe ich diese Bauern, die Ihnen freilich rauh und sogar böse vorkommen müssen. Sie haben sich diese gewiß anders gedacht ob besser? ich weiß es nicht. Ich liebe sie nun einmal, wie sie sind, ich habe Jahre lang unter ihnen gelebt, all' ihre Freuden und Leiden getheilt und weiß, daß sie leider viel Böses haben, aber Gott sei Dank! auch viel Gutes; gewiß so viel als die gebildeten Leute in der Stadt, wenn sie es auch nicht so recht zeigen können nehmen Sie mir es nicht übel, wenn ich so glaube."

Wie gern möchte ich es mit Ihnen glauben und einsehen! aber".Mercedes seufzte.

Sie würden es einsehen," rief eifrig Frau Bergheim,wenn Sie nicht blos wie ein vorüberziehender, beschenkender Engel mit ihnen ver­kehren wollten, wenn Sie ihnen menschlich näher treten, sich selbstvergessend in ihre Art und Weise hineinleben könnten. O, wie nachsichtiger würden Sie Manches beurtheilen, wenn Sie beachteten, wie die Landleute täglich, stündlich ringen müssen um ihr Dasein, und auch die wohlhabenderen unter ihnen keine Zeit übrig behalten, oft das ganze Jahr über keine andere Erholung und Erhebung haben, als den Klang der Samstags- .glocken nach der sauren Arbeitswoche, den lieben, stillen Sonntag, das Gebet und das Wort Gottes in der Kirche. Doch dieser Aufblick nach einem schöneren Leben jenseits, den sich wenigstens die Besseren unge­trübt erhalten glauben Sie mir, liebe Mercedes! was er giebt, das ist nicht wenig ist kein dürftiger Lebensschmuck!"

Es ist das Höchste und Größte!" sagte tief ergriffen Mercedes