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Egoist, da er nur aus Anhänglichkeit für die Seinigen spart und arbeitet. Der Vater ist eine etwas freilebige Natur, obgleich durchaus brav und fleißig; aber er würde doch nichts erübrigen und oft in Noth kommen, wenn nicht seine Frau so wirthlich wäre, hier und da vielleicht zu sehr. Von ihr aber scheint der Junge den Nützlichkeitssinn zu haben, während er daneben die ganze Gutmüthigkeit des Vaters besitzt. In Abwesenheit der Eltern führt er den Haushalt, besorgt den Herd und das Mahl, was freilich einfach genug zu bereiten sein wird, dabei giebt er Acht auf die kleinen Geschwister wie ein sorgsames Mütterchen. Ich habe einmal gesehen, wie er das jüngste Schwesterchen gewickelt hat wahrhaftig! ich glaube, ich hätte es nicht so geschickt zustande gebracht das Kind sah Euch aus so gerad' wie eine Kerze! Auch in der Schule ist er, ohne auffallende Talente zuhaben, der Musterjunge, durch seinen steten Fleiß und seine ruhige Aufmerksamkeit, und das Gelernte benutzt er gleich wieder zur Belehrung der jüngeren Geschwister. Außerdem sucht er sich Geld auf alle Weise zu verdienen. Bei Pastors ist er immer in Dienst, besorgt die Zeitung von der Post, hilft das Holz eintragen und thut manchen Botengang in Sturm und Regen. Ich sage Dir: seine schiefen Beinchen sind unentbehrliche Werkzeuge in seinem und unserem Dorf und vollbringen Wunderdinge. So machen sie sich auch durch das Stampfen der Lohkuchen besonders verdient; die angenehme Wärme, welche Du, liebe Mercedes, so besonders liebst, die hast Du zumeist den krummen Kasparsbeinchen zu verdanken, welche nicht zu ermüden sind auf dem braunen Mehl wie auf einem Tanzboden herumzuspringen."

Mercedes hatte große Freude an dieser Schilderung eines kleinen Dorfmusters und Frau Bergheim sagte:Du lernst in diesem Jungen den Haupttppus unserer hiesigen Bauern kennen. Ein klarer, praktischer Verstand, der niemals das Nützliche aus dem Auge läßt, ist ihnen vor­zugsweise eigen und kommt ihnen sehr zu gut auf dem rauhen, harten Boden, dem sie gleichsam das Dasein abkaufen müssen. Er verleitet sie zuweilen zum Geiz, aber wo er, wie hier bei dem Kleinen, mit Gut­müthigkeil und Redlichkeit gepaart ist, was auch oft vorkommt, da erzieht er einen echten, prächtigen Menschen, den man achten und lieben muß, selbst mit krummen Beinen und einer aufgestülpten Kasparsnase." Alle lachten herzlich.

Der kleine Kaspar hatte sich nicht getäuscht in seiner Hoffnung, als Freudebringer zu den Seinen zu kommen. Die alte Großmutter begrüßte