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leuchten ließ. Und dieselbe Schönheit blühte wie ein frischer Feld­blumenstrauß aus der Stubeder Drillinge," welche das zweite Bild darstellte. Frau Kathrin hatte Recht, wenn sie sagte:Man meint doch gerad', als dürfe man nicht hart auftreten; man möchte sich die Schuhe ausziehen, daß man die lieben Bürschchen da nicht aufwecke." Ja, so süß schlafend lagen sie alle Drei nebeneinander da, nichts ahnend von der Sorge, mit welcher das bleiche und doch in seiner Liebe so rührende Mutterantlitz sich über ihren ersten Lebensmorgen beugte, nichts fühlend von der Armuth um sie her, in welcher dennoch der Vater mit der Zuver­sicht eines wackeren Mannes stand und die kleinen Geschwister so fröhlich spielten, in welcher der alte, treue Dorfmächter neben der verglimmenden Nachtlampe saß, das große Horn neben sich, das heute so kräftig und Schutz verheißend die erste Lebensstunde der drei Königskinder im Dorfe begrüßt hatte.

Und wer hätte zweifeln können an dem Schutz für die Zukunft dieser drei kleinen Erdenbürger, dessen Blick auf die jugendfrische, edle Mädchen­gestalt fiel, welche, von dem durch die geöffnete Thüre fallenden Morgen­licht beleuchtet, in die düstere Stube trat, selbst wie ein Heller Lichtstrahl wie ein Hilfe und Rettung bringender Lebensengel.O, unsere Jungfer Betty! unsere Jungfer Betty!" so hörte man hier und da in dem Kreise der Betrachtenden rufen, und über manches gefurchte Antlitz leuchtete die Erinnerung der Jugend wie fröhliches Morgenroth.

Ja, das ging heute lebhaft zu im Hause der guten Frau Bergheim, die mit ihren Töchtern, strahlend vor Freude, die hereinströmende Schaar von Jung und Alt empfing und vor die Bilder ihrer geliebten Mercedes, die sich selbst bescheiden zurückgezogen hatte, geleitete. Auch Frau Kathrin machte in ihrem besten Sonntagsstaat die Honneurs in dem Atelier, für das sie so treu gesorgt, in welchem sie so fröhlich gewaltet hatte. Sie nahm sich auch ihren Theil von dem darin bereiteten Kunstgenuß, der ohne sie, wie man ihr zugestand, nicht zustande gekommen wäre. Sie hatte sich's auch nicht nehmen lassen, die große Puppe festlich zu kleiden und war nun ärgerlich, daß sie dieselbe, auf ihrer Herrin Geheiß, hinter den Vorhang stellen mußte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, so hätte sie am Eingänge der Thüre gestanden, und zwar mit der Ruthe in der Hand, um wenigstens der Frau Sander einen derben Denkzettel zu geben, wenn sie die Frechheit haben würde, auch zu erscheinen.

Und wirklich war auch die böse, oder wie Frau Bergheim freundlich