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meinte, die bekehrte Frau unter den Zuschauern der Bilder; sie trocknete sich sogar ein paarmal die Thränen mit der Schürze, um wirk­liche oder, wie Kathrin meinte, geheuchelte Thränen daraus zu wischen. Wir wollen zu ihrer Ehre das Erstere glauben; gewiß ist, daß sie eine für ihre Verhältnisse ziemlich bedeutende Gabe in die kleine Kasse für die Armen im Dorfe legte, welche Mercedes in dem Atelier hingestellt und in welche Jeder, der es konnte, gern mit einem Scherflein die Freude dieses Tages bezahlte.

Ja, es war große Freude im Dorfe über die schönen Bilder, die aus ihm hervorgegangen, in welchen sich seine Bewohner wiederfanden, veredelt von dem Zauberstrahl der Kunst. Meinte man nicht die Glocken läuten zu hören in diesem gemalten Sonntagmorgen? so hell und klar empfing sie die köstliche Luft der Heimath mit dem blauen Duft der fernen Berg­gipfel, die so feierlich herüber blickten, als lauschten auch sie mitfeiernd den zu ihnen emporschallenden Siegesklängen.

Das ist der Tag des Herrn!" so läutete, so klang es durch alle Herzen und die Ahnung von dem hohen Beruf der Kunst ging auch wie ein rothglühender Sonntagmorgen über dem kleinen Dorfe auf.

Auch in die benachbarte Stadt schickte Mercedes auf die Bitte einiger Freunde, welche sie sich dort erworben, ihre Bilder und ließ sie zum Besten der Armen ausstellen. Es kam eine ziemlich bedeutende Summe zusammen, welche die glückliche Künstlerin zur Verwendung zu einem wohlthätigen Zweck in die Hände der beiden Geistlichen legte, die ihr während ihres Aufenthaltes im Dorfe so treue Freunde gewesen waren.

Ein reicher Kaufmann der Stadt kaufte sogar für einen hohen Preis das Bild von denDrillingen", zum Andenken jenes historischen Ereig­nisses im Lande, wie er sagte.

Es gab eine große Freude, als diese Nachricht in das Haus unserer Freunde kam und Mercedes gab nach Künstlerarteinen Satz", d. h. ein fröhliches Mahl mit Kuchen und Wein, wozu auch die Drillingsfamilie mit all' ihren Modellen eingeladen wurde und das an fröhlicher, harm­loser Lust seinesgleichen suchte.

Als man am Abend Abschied nahm, legte Mercedes ein Päckchen in des älteren Kaspars Hände, das eine ziemliche Anzahl Banknoten von dem Kaufpreise ihres Bildes enthielt. Auf den Umschlag hatte sie ge­schrieben:Für den kleinen Kaspar, wenn er einmal ein Handwerk lernen will." Als der bestürzte Mann die reiche Gabe ablehnen wollte, sagte