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Ner kleine Rentier.

Bon

Ottilie Mhes.

Wama, liebe Mama, was für ein schönes Christbäumchen hast Du uns aufgebaut!" rief Hänschen,da sind ja eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Lichter drauf."

Ja, sechs Lichter brennen auf dem Christbäumchen," jubelte Maxchen und klatschte fröhlich in seine Hände,und noch eine große Schüssel voll Semmeln steht unter dem Bäumchen."

Und all' die Semmeln sind für uns, Mama?" fragte Mariechen, das älteste der drei Kinder und blickte begierig nach dem schönen Gebäck.

Ja freilich, und Ihr könnt sie gleich verzehren," antwortete die Mutter und vertheilte dieselben unter die Kinder.

Ach, so herrlich hätte ich mir den Weihnachtsabend nicht gedacht!" rief hocherfreut das kleine Mädchen;der große Christbaum mit sechs Lichtern darauf und für jedes von uns so viel Semmeln!"

Hätt' Euch gern mehr bescheert," sagte die Mutter,aber ich konnt's nicht. Mit den paar Groschen, die ich Tagelohn bekomme, kann man keine entbehrlichen Dinge kaufen. Im vorigen Jahre war's freilich anders, da hatt' ich mehr auf den Weihnachtstisch zu legen, da lebte unser guter Papa noch."

Die Augen der Mutter füllten sich mit Thränen, indem sie daran dachte, daß ihr braver Mann nun schon beinahe seit einem Jahre für immer entschlummert war.

O, liebe Mama, mußt.nicht mehr weinen, daß Papa todt ist," sagte Mariechen.Papa ist ja bei dem lieben Gott im Himmel und da muß es wohl schön sein."

Die arme Frau ging aus dem Stübchen, sie wollte durch ihre Traurigkeit nicht den Frohsinn der Kinder stören.

Im Himmel da möcht' ich auch wohl sein," meinte Hänschen,da sind ja all' die hübschen funkelnden Sternlein, da braucht man nur die Hand aufzuhalten und gleich hat man einen gehascht, und da ist auch die goldene Sonne und der silberne Mond."

Und da bekommt Papa vom lieben Gott auch bescheert den ganzen Weihnachtstisch voll Kuchen und so viel Rosinenbretzeln, daß er sie gar nicht alle essen kann!" rief Maxchen, das jüngste der Kinder.