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damit ein Bahnbrecher deutschen Wesens auf gesunderem und dauerhafterem Grunde, als dieses den Hohenstaufen vergönnt war. Dennoch aber wollen wir Friedrich den Rothbart, welcher den Ruhm deutscher Kraft und Macht über alle Nachbarländer verbreitete und noch Jahrhunderte lang in der Heldensage seines Volkes fortlebte, in hohen Ehren halten.
Die A l p e n v e i l l!i e n.
Von
Llars Ernst.
^ls ich noch ein kleines Mädchen war, reisten die Eltern mit mir in eine große Stadt, wo wir den Onkel Heinrich besuchten.
Onkel Heinrich hatte so freundliche Augen, eine so herzgewinnende Sprache, daß ihm alle Menschen gut sein mußten; ich liebte ihn sehr, er nannte mich seinen Liebling, und es fiel mir gar nicht ein, daß er auch böse auf mich werden könne, weil er immer so sanft und nachsichtig war.
Er war ein großer Blumenfreund, und da in der großen Stadt die Gärten selten sind und er keinen besaß, so zog er in seinen Stuben den schönsten Blumenflor und schmückte seine Fenster damit. Blumen sind aber oft dankbarer und gehorsamer als eigenwillige Menschenkinder, sie vergelten die treue Pflege und Sorgfalt, die ihnen gewidmet wird, durch Knospen und Blüthen, sie legen gern ihre Ranken um den Stab, den der Gärtner ihnen als Stütze bietet, während Kinder sehr oft nicht den Weg gehen wollen, den die Eltern ihnen zeigen.
So dankten auch Onkel Heinrichs Blumenkinder ihm für alle Mühe, die er sich mit ihnen gab, durch ihr herrliches Gedeihen; zarte Nosen- knospen erschlossen sich hier im Zimmer, während draußen noch Alles winterlich war, Hyazinthen standen da in Reih' und Glied mit den farbigen Glöcklein und verbreiteten süße Wohlgerüche, es wölbten Palmen ihr schirmendes Dach und rollten die zierlichen Fächerblätter auseinander. Ich konnte mich nicht satt sehen an diesem Blumen- und Blättergarten, nur ein Topf, der mitten unter ihnen stand, kam mir recht häßlich vor. Es war schwarze steinige Erde darin, aus der braune Knollen hier und da hervorragten. Wer hatte nur die vertrockneten Dinger unter all' die schönen Blumen gesetzt?