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er konnte nicht finden, was doch die Regel gebot und sein blöder Mit­bewerber alsbald auf Verlangen überreichte. Da sprach Friedrich:Ihr seid ein Mönch, der auf Ordnung hält und verdienet die Abtei. Euren Mitbewerber halte ich derselben für unwürdig; denn wenn er die kleinste Sache, die ein Mönch nach seiner Regel haben soll, verabsäumt, wie wird er nicht in großen Dingen fahrlässig sein?"

Eines Tages ritt Kaiser Friedrich, von seinen Getreuen umgeben, durch die Stadt Thiengen im Visthum Constanz. Die Einwohner empfingen mit großen Ehren das Hanpt des Reiches, nur ein Freiherr von Krenkingen blieb vor seiner Hausthüre sitzen und lüpfte nur zum Gruße den Hut, wie vor jedem achtbaren Fremdling. Der Kaiser hielt an und sprach zu dem Krenkingen:Wer seid Ihr, daß bei Euch kaiserliche Majestät ihre Achtung nicht findet, und warum steht Ihr nicht auf, wie doch sonst Dienstmannen zu thun schuldig sind?" Der Ritter antwortete ruhig-Mein Name ist Krenkingen; mein Geschlecht ist alt; an Gütern, Leib und Habe bin ich so frei, daß ich weder vom Kaiser, noch von einem andern Herrn etwas zu Lehen trage. Als Oberhaupt des deutschen Volkes seid Ihr Herr meines Willens, so lang Ihr kaiserlich Regiment übt; für meiner Güter Herren erkenne ich Euch nicht an." Anstatt erbittert zu werden, sprach Friedrich:Ihr seid ein werther schätzbarer Mann, der die rechten Gedanken hat von der Freiheit und den Pflichten eines freien Mannes. Auf daß Ihr aber dem Reich größere Dienste leisten möget, so empfanget, wenn Ihr wollt, ein Lehen und das Recht, Münzen mit des Kaisers Bildniß zu schlagen. Denn Jedermann soll wissen, daß ich Euren adeligen Sinn in Ehren halten und nimmer kränken will."

Wenige unter den deutschen Kaisern sind der Nachwelt in einem solchen Glänze der Macht und Herrlichkeit erschienen, wie Friedrich der Rothbart; die Zeitgenossen sahen in ihm das Musterbild aller höchsten Strebungen zur Verherrlichung deutscher Ehre. Leider verstand man darunter die Aufrechthaltung der römischen Kaiserwnrde mit den daraus hergeleiteten Ansprüchen; und doch sollte an der Unerreicht»arkeit dieses Zieles die Kraft nicht blos des Hohenstaufenhauses, sondern auch die Macht des deutschen Reiches zerscheitern. In dieser Hinsicht ist die Thätigkeit Heinrichs des Löwen, des gewaltigen Nebenbuhlers von Frie­drich Rothbart, fruchtbringender für die Nachwelt gewesen; anstatt jenseits der Alpen unfruchtbare Lorbeeren zu suchen, dehnte er das Gebiet des Christenthums und deutscher Sitte weit nach Osten hin aus und ward