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Töchter-Album : Unterhaltungen im häuslichen Kreise zur Bildung des Verstandes und Gemüthes der heranwachsenden weiblichen Jugend / mit Beiträgen von Thekla Baudissin... Herausgegeben von Thekla von Gumpert
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Thor geheiligt. Eine Menge abergläubischer Vorstellungen und Gebräuche knüpften sich daran und einzelne derselben haben sich wenigstens in Nach­klängen selbst bis in die Gegenwart erhalten. Haselstäbe dienten ehedem zum Abstecken der Gerichtsplätze, sowie der Wahlstätten bei Zweikämpfen. Sie schützten angeblich gegen Blitzschlag, Krankheiten und Zauberei. Die zweitheilige Haselgerte (Zwiesel) sollte als Wünschelruthe verborgene Quellen und Erzadern anzeigen, dann aber auch verlaufenes Vieh und den verlorenen Weg wiederfinden, vergrabene Schätze und verborgene Diebe und Mörder entdecken. Wer unterm Haselbusch schlief, sollte prophetische Träume haben. Im Haselstrauch sollte der Haselwurm, die Schlangen- königin, wohnen, deren Besitz hieb- und schußfest machen, Gesundheit und große Reichthümer bringen sollte.

Gegenwärtig ist die Hasel im Volksleben sehr in den Hintergrund getreten, denn selbst der gefürchtete Haselstock ist verschwunden und als Ausklopfestock durch das bequemere spanische Rohr ersetzt worden. Nur der Faßbinder fragt noch nach den Haselstangen, um sie zu Reifen, zu biegen, und der Korbflechter reißt sie in zarte zähe Streifen, um hübsche Körbchen und andere Flechtarbeiten aus ihnen darzustellen.

Kleinigkeiten.

Von

Surfe Grau.

^ie oft wird nicht das Wörtchen nur, in seiner geringschätzigen Bedeutung, gemißbraucht! Auch Euch, meine lieben jungen Leserinnen, trifft dieser Vorwurf gewiß nicht mit Unrecht. Da heißt es bei Gelegenheit irgend einer unnützen Ausgabe:Ach es sind ja nur wenige Groschen" oder als Entschuldigung für Trägheit und Unordnung:Es ist ja nur noch eine Viertelstunde bis zum Essen"es ist nur eine Nadel, die ich verlor nur mein altes Kleid, das ich zerriß ich habe dies oder jenes nur vergessen." Als ob kleine Dinge nicht oft von der äußersten Wichtigkeit wären, und kleine Ursachen nicht die größten Wirkungen hervor­brächten! Hat nicht ein Wort oft Unfrieden und damit das größte Unheil gestiftet? und hat sich die Versäumniß einer Viertelstunde nicht zuweilen als äußerst wichtig im Leben der Menschen erwiesen? Denkt z. B. an die