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Sophie. Und drüben, gleich über der Dorfstraße ist die Schänke! Da giebt es Bier und Branntwein.

Fritz. Schau, schau! Zwei gute Rathschläge auf einmal. Aber zum Wasser habe ich keine Lust und zum Bier kein Geld. Die Jungfer oder der kleine Mosje Page müßten denn für mich gutsagen wollen.

Marie (für sich). Das ist ein entsetzlicher Mensch und von dem kleinen Mosje läßt er sich auch nicht abbringen. (Zu Sophie.) Weißt Du was? Ich will schnell in den Garten laufen und den Johann holen.

Sophie (ängstlich zu Marie). Daß er mich während der Zeit um­brächte und das ganze Haus plünderte! Nein, nein, ich lasse Dich nicht von der Stelle. Lieber noch riefe ich zum Fenster hinaus um Hilfe.

Marie. Worauf das ganze Dorf zusammenlaufen und uns in diesem Aufzug sehen würde. Freilich, besser noch als umgebracht sein. Hu, mich gruselt's. Wir wollen noch einen Versuch machen. (Laut.) Mir ist's, als höre ich einen Wagen kommen.

Sophie. Mir auch! Es wird der junge Herr mit seinen Freun­den sein.

Fritz. Ich höre nichts, und was Ihren jungen Herrn betrifft, so wird er nicht kommen.

Sophie und Marie (zu gleicher Zeit, erschrocken). Warum denn nicht?

Fritz. Er kann nicht kommen, weil

Sophie. Es ist ihm doch kein Unglück widerfahren?

Marie. Ach Gott, ich glaube, der hat ihn todt gemacht, er sieht gerade darnach aus.

Fritz. Er kann nicht kommen, sage ich, weil er, während wir hier schwatzen, schon längst bei den Fräulein Schwestern ist.

Sophie. Das ist nicht möglich.

Marie. Das ist eine Lüge!

Fritz. Die Jungfer kann ja so gefällig sein und nachsehen. Sie sagte ja, daß die jungen Damen beim Ankleiden seien.

Marie (Sophie am Kleide festhaltend). Ich bitte Dich, bleib' hier.

Sophie. Es ist nicht möglich, denn

Marie (herausplatzend). Denn wir sind selbst diese Schwestern.

Fritz. Also wirklich. Meine Vermuthung hat mich also nicht ge­täuscht und Eure Angst um den Bruder meine letzten Zweifel beseitigt. So kommt an mein Herz Ihr lieben Schelme. (Will sie umarmen).

Sophie Und Marie (wollen sich ihm schreiend entziehen).