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Fritz. Aber so seid doch vernünftig! Ich bin ja Euer Bruder Fritz, der Euch überraschen und wie sonst ein wenig necken wollte, und ich sehe, Ihr hattet Aehnliches gegen mich im Sinne.

Marie. Ja, das kann Jeder sagen. Wir kennen den Bruder nicht und Mama ist noch nicht aus der Stadt zurück.

Fritz. Seht Ihr diesen Ring? Es ist der unseres Vaters; die Mutter hat einen eben solchen, nur mit anderem Namenszug. Glaubt Ihr mir nun?

Sophie. Ja, wahrhaftig, Du bist es! jetzt erkenne ich auch die Ähnlichkeit mit dem kleinen Bilde in Mama's Schlafzimmer, das Dich als Kind darstellt. Willkommen in der Heimath, Bruder!

Marie (Fritz stürmisch umarmend). O Du garstiger Bruder, wie hast Du uns erschreckt!

Fritz. Wer Andern eine Grube gräbt fällt selbst hinein, mein hübscher Bauernbursche oder vielmehr Mosje Page.

Sophie. Still, jetzt höre ich wirklich einen Wagen er fährt in den Hof, er hält es ist die Mutter, die früher als wir glaubten aus der Stadt zurückkehrt. Wie wird sie sich freuen! Sie erwartet Dich erst morgen.

Marie. Gewiß hat sie eine Ahnung gehabt. Schnell, wir wollen ihr entgegen, sie wird uns in unserer Verkleidung gar nicht kennen. Ach der Spaß!

Fritz. Ja schnell der Mutter entgegen! (die Schwestern an der Hand fassend) das nach langer Trennung wieder vereinte, lustige Kleeblatt. Vivat die Heimath! (Alle ab.)

Greifen, in llev Änstali.

Von

Johanna Siedler.

Aor dem Pfarrhause in Buchenhagen dufteten die dunkelrothen Rosen an den schönen Rosenbäumen gar lieblich, und die Weinreben, welche das Haus bis zum niedrigen Dache hinauf mit ihrer grünen Hülle umrankt hatten, gaben ihm ein recht trauliches Aussehen. Drinnen aber sah es nicht traulich und fröhlich aus, das bescheidene Glück war dahin, das noch vor wenigen Wochen in dem Pfarrhause geblüht hatte. Der Vater