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ebenso die Stroh- oder Papierblume (Fig. 6) und die ungarische Immortelle (Fig. 7). Erstere kommt in sehr verschiedenen Farben vor: strohgelb, roth, purpur, hellviolett und weiß, letztere ist meistens lila. Die Herbarien und Bouquetts, welche betriebsame Nonnen und Touristinnen in Palästina bereiten, enthalten fast stets auch die schöneblutrothe" Immortelle, welche in Kanaan in Menge wild wächst.

Reich an Immortellen ist auch das Vorgebirge der guten Hoffnung und Australien. Aus letzterem Erdtheile stammt die als Fig. 5 abgebildete reizende Immortelle, welche die Gärtner häufig mit dem Namen Rosen- kleid (Roäantke) bezeichnen.

Nirgends werden Immortellen von Handelsgärtnern so massenhaft gezogen als in Südfrankreich: in der Provence und Languedoc, wo Boden und Klima für diese Kultur besonders geeignet sind. Bei Montpellier baut man vorzüglich die morgenländische Immortelle in bedeutenden Mengen an. Dieselbe hat Ähnlichkeit mit unserm Sand-Immerschön, besitzt aber größere und lebhafter gefärbte Blüthenköpfchen. Da die natür­lichen Farben mit der Zeit doch ausbleichen, so hat sich in jenen Gegenden ein besonderer Geschäftszweig daraus gebildet: die Immortellen für den Handel zu färben. Man trifft dergleichen gefärbte Blumen bei Blumen­händlern in so vielfachen Farbenabstusungen von Weiß durch Gelb und Roth, daß man bei festlichen Gelegenheiten Wappen, Namenszüge u. dgl. als Blumen-Mosaik aus ihnen zusammengesetzt hat.

Keinrikii ller Löwe.

Bon

Wilhelm Kuchmr.

^u den merkwürdigsten Erscheinungen des an gewaltigen Männern so reichen zwölften Jahrhunderts gehört auch der Fürst, welcher, wie we­nige, Macht besaß und Macht verlor, Heinrich der Löwe; lange Jahre hindurch der nächste nach dem gewaltigen Friedrich Rothbart, ihm treulich befreundet und dann auf's Tiefste verfeindet, ein merkwürdiges Beispiel von Glückswechsel; dabei nicht blos Erbe der Arbeit seiner Väter, wie so manche, die sein Loos theilten, sondern ein Mann von wirklicher eigener Größe, und darum erscheint sein Fall um so erschütternder.