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Unter den deutschen Fürstengeschlechtern des Mittelalters rühmte sich das der Welsen eines der ältesten zu sein. Im südlichen Baiern und Schwaben, in den schönen und reichgesegneten Landschaften nördlich vom Bodensee finden wir die Welsen reich begütert und hoch angesehen, schon zur Zeit Karls des Großen durch den Grafenrang ausgezeichnet. Ludwigs des Frommen zweite Gemahlin Judith, welche durch die unselige Vorliebe für ihren Sohn Karl ihrem kaiserlichen Gatten so schweres Leid brachte, war eine Welsin. Die Welsen waren ein stolzes streitbares Geschlecht, dem man in den Kämpfen des 11. Jahrhunderts mehrfach auf der Seite der Gegner des Kaisers begegnet, dabei treulos und gewaltthätig, nicht wählerisch in den Mitteln, Gewalt zu erlangen; unter Heinrich IV. tritt dem kaisertreuen Friedrich von Hohenstaufen Wels IV. Herzog von Baiern, in hartem Kampfe gegenüber. Dessen Sohn, Herzog Heinrich der Schwarze, erwarb durch Heirath ausgedehnte Besitzungen in Sachsen, namentlich Lüne- burg. Derselbe hinterließ außer einer Tochter Judith, welche sich mit Friedrich II. von Hohenstaufen, Herzog von Schwaben, vermählte, zwei Söhne, Heinrich, der Stolze genannt, und Wels VI. Während nach des Vaters Tod der Letztere die schwäbischen Hausgüter empfing, bekam Heinrich, als der ältere, die sächsischen Besitzungen und die bairische Herzogswürde. Er heirathete 1127 die zwölfjährige Sächsin Gertrud, die Tochter Kaiser Lothars, welcher auf dem Sterbebette 1137 dem Schwiegersohn auch noch das Herzogthum Sachsen übertrug.

Im Besitz zweier mächtigen Herzogthümer machte Heinrich der Stolze sich durch sein übermüthiges Wesen gründlich verhaßt; so fiel die neue Königswahl nicht auf ihn, sondern auf Konrad von Hohenstaufen, welcher über den Nebenbuhler die Neichsacht aussprach und ihm die beiden Herzog­thümer entzog. Heinrich der Stolze setzte sich kräftig und erfolgreich zur Wehr; da starb er unerwartet schnell in rüstigster Manneskraft im Jahre 1139 und überließ den Kampf seinem einzigen Sohne Heinrich.

Geboren im Jahre 1129 vermuthlich zu Ravensburg in Schwaben, also erst zehnjährig, stand der Knabe Heinrich, von dessen Jugend wir im übrigen gar nichts wissen, als daß er in allen ritterlichen Fertigkeiten gute Ausbildung erhielt, noch unter der Obhnt seiner Mutter Gertrud und seiner Großmutter Richenza, der Kaiserwittwe, einer Frau kühnen und männlichen Geistes; dabei waren die sächsischen Großen und vornehmlich der Oheim Wels VI. thatkräftige Verfechter der welfischen Ansprüche. Ein heftiger Kampf erhob sich; da Konrad III. erkannte, daß eine Verdrängung