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stellen Sie ihn hier auf den Küchentisch?" fragte diese Frau die Köchin. Nun, Fräulein Hedwig hat mir befohlen ihn in's Feuer'zu werfen, er ist ja ganz vertrocknet."Ei, geben Sie ihn lieber mir," sagte die Frau,vielleicht erholt er sich in meinem Gemüsegarten, er ist noch nicht ganz abgestorben, aber schlecht behandelt worden, das sehe ich ihm an, bei mir wird er frische Luft, Licht und gute Erde haben, ich nehme ihn mit." Die Köchin hatte nichts dagegen, es war ihr ganz einerlei, was aus mir wurde. So nahm denn die Gemüsehändlerin mich aus meinem Blumentopf heraus und packte mich in ihren Korb zwischen Kartoffeln und Kohlköpfe hinein. Zu Hause angekommen, trug sie mich in den Garten und obgleich es im Monat März war, wo die Luft noch kalt und die Erde sogar oft gefroren ist, meinte sie doch, es würde mir nicht schaden, wenn sie mich in die Erde einsetzte, weil der März gerade ein günstiger Monat ist für das Umsetzen der Pflanzen, die dann im Frühling sich neu beleben. Sie lehnte mich gegen die Mauer ihres Hauses an und band meine Zweige überall fest, schützte mich in den ersten Tagen vor der Sonne, begoß mich zur rechten Zeit und pflegte mich, wie die Erfahrung sie ge­lehrt hatte Epheu zu behandeln. Die ganz vertrockneten Zweige hatte sie gleich abgeschnitten; diejenigen, welche noch frische Lebenskraft hatten, setzten nach einigen Wochen frische Blätter an und als der Mai kam, war ich schon wieder eine schöne Pflanze geworden. Die Gemüsehändlerin wußte gar wohl, daß eine Pflanze manchmal aussieht, als ob sie ganz verdorrt sei, während doch in ihrer Wurzel und in ihren Zweigen noch Leben ist. Diese Frau pflegte ihre Gemüse und Blumen mit Regelmäßigkeit und Sach- kenntniß nur um einen Gewinn daraus zu ziehen beim Verkauf, sie'that es nicht wie Pauline aus Liebe und Freude an der Sache, aber sie er­zielte durch Fleiß, was die Sorgfalt und liebenswürdige Gemüthlichkeit Pauline's hervorgebracht hatte. Als ich mich wieder so weit erholt hatte, daß die Gemüsehändlerin glaubte mich verkaufen zu können, übergab sie mich einer anderen Frau, welche nur mit Blumen handelt, die sie wöchent­lich in die Stadt fährt und auf dem Wochenmarkt verkauft. Auf diese Weise gelangte ich in die Hände des Gärtners, welcher den Auftrag hatte für Emma's Geburtstag einige Blumen zu kaufen, welche sie sich gewünscht hatte, vor Allem aber hatte sie um einen Epheu gebeten. Einige Tage behielt mich Emma in ihrem Zimmer, dann übergab sie mich dem Gärtner, der setzte mich am Fuße der Kastanie ein, welche an einem Ende des Fischteiches denselben überschattet, und hier nun werde ich mich an dem