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hatte, nahm sich heraus der Königin Vorstellungen zu machen wegen ihrer Vorliebe für den Garten, wo sie jetzt waren:Es war doch nicht so übel in dem Obstgarten des Bauers," sagte es,wir litten dort niemals Mangel, wir waren in der Nähe des Kleefeldes, der Wicken und des Buchweizens, alles nur gewöhnliche Pflanzen, aber für uns die geeignetsten. Im Herbst hatten wir dort Ueberfluß an Reseda, welche jede Witterung verträgt; wenn alles verblüht war, blieb uns diese Blume immer noch." Die Königin that'als höre sie diese Rede nicht, sie antwortete kurz:Ich habe euch öfters aufgefordert mir Bericht abzustatten über eure Nach­forschungen in dieser Gegend, heute Nachmittag will ich eine General­versammlung abhalten, da will ich die verschiedenen Urtheile über Bäume und Blumen anhören, verkünde dem Schwärm meinen Befehl."Wo aber werden wir unsere Versammlung abhalten?" fragte das kleine Vien- chcn,in unserm Korbe ist es gar eng, wenn wir alle zu Hause sind und nirgends ist man hier ungestört im Park, auch ist es in diesen Tagen sehr windig und die niedrigen Anlagen schützen nicht. Wäre es nicht gut, wenn wir uns auf den Weidenbaum setzten, welcher neben dem Fahrwege steht?"Weidenbaum und Fahrweg!" rief hochmüthig die Königin aus,du hast doch einen gemeinen Geschmack, fragen wir einige der andern Bienen um ihre Meinung." Zum Verdruß der Königin stimmten die meisten für den häßlichen Weidenbaum, er sei viel gemüthlicher als alle Bäume im Park, sagten sie. Als nun Nachmittags die Königin mit ihrem Schwärm auf dem Weidenbaum saß, forderte sie die einzelnen Bienen zum Reden auf. Zuerst sprach eine Biene, welche am meisten gesehen' hatte, weil sie immer am weitesten flog. Sie sagte:Ich fliege, wie ihr wißt, einsam und weit umher, aber in Blumengärten halte ich mich selten auf, denn nicht aus allen Blumen läßt sich Honig saugen, am liebsten suche ich die Haide aus, dort fand ich die reichlichste Nahrung. Der Haide- blume gebe ich vor andern Blumen den Vorzug."Ich," sagte ein anderes bescheidenes Bienchen,halte mich am liebsten nur auf dem Erbsenfelde auf, welches in der Nähe ist, der Erbsenblüthe gebe ich den Vorzug."Wie?" sprach eine dritte,du fürchtest nicht die brennenden Sonnenstrahlen auf dem Felde? Ich vertrage die Hitze dort nicht. Ich fliege in den Tannenwald, die Tanne ist mein liebster Baum und ist mir lieber als alle Blumen."Ich ziehe noch die Fichte vor," sprach die vierte. Mehrere andere erhoben ihre Stimme und sagten:Wir verlassen das Rapsfeld fast gar nicht, was sind alle Bäume und Blüthen, ver-