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ansehen, denn ich dachte immer dabei an Mariechens Thränen. Nun soll sie ihn an ihrem Baum haben. Er wird draußen freilich verderben in Schnee und Wind das schöne Engelchen! aber ich habe ihn dann doch an Manschen gegeben und kann wieder fröhlich an ihn denken."

Die anderen Kinder nickten beistimmend sie waren alle drei sehr ernst geworden. Was ging wohl in ihren Herzen vor? Hatte sich ein Jedes vielleicht kleine und große Unfreundlichkeiten gegen das verstorbene Schwesterchen vorzuwerfen?

Den andern Tag holten die Jungen ein schönes Tannenbäumchen aus dem Wald, Anna schnitt zierliche Sommerblüthen aus, Lilien mit goldenen Staubfäden, Rosen, weiße und rothe.

Heiligabend, als die Mutter aufbaute, baten die Kinder, ob sie sich ein Stündchen einschließen könnten, sie hätten etwas Weihnachtliches vor; die Mutter erlaubte es. Nun schmückten sie das Bäumchen, keiner sprach dabei, selbst die wilden Jungen waren ganz ruhig und still als sie die glitzernden Sterne befestigten; als dann Anna's Blumen aus den grünen Tannenspitzen hervorblühten, meinten sie, dies Bäumchen sähe doch gar zu himmlisch aus.

Zuletzt kam Lene's Wachsengel während sie ihn selbst anhing, zit­terten ihre Hände und heiße Thränen fielen aus ihren Augen herab auf die Tannenzweige. Es dämmerte, die Jungen trugen das Bäumchen auf Mariechens Grab, Anna und Lenchen riefen die Eltern; diese gingen mit ihnen, es war ja so nahe.

Der srischgefallene Schnee überdeckte die großen und kleinen Hügel mit weißer Decke, hie und da lagen Epheu- und Buxbaum-Kränze dar­auf Mariechens Grab aber wie sah es so lieblich aus! Die Jungen hatten den Schnee fortgeräumt und es ganz mit grünem Moos belegt, in der Mitte erhob sich das grüne Winterbäumchen voll rosiger Sommerblüthen. Die goldenen Sterne leuchteten, und der kleine Wachs­engel schwankte leise hin und her.

Wie schön ist das!" rief die Mutter und faltete die Hände.

So standen sie lange, die vier Kinder eng an die Eltern geschmiegt.

Da theilte sich über ihnen der graue Wolkenschleier, ein Heller Stern strahlte im Himmelblau.

Mutter," rief Anna und zeigte hinauf,sieh dort das Sternlein. Vielleicht ist auf ihm unser Manschen und schaut auf uns herab."

Meine Kinder," sagte der Vater feierlich,wo unser Mariechen jetzt