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Stückchen als Gewehr im Arm, stellte sich todt, sprang dann auf seines Herrn Kommando flugs in die Höhe und machte Verbeugungen wie ein Mensch. Dabei war es gar hübsch anzusehen und anzufühlen mit seinem weichen, gelblich-grauen Fellchen, das über den Rücken hin einen schwarz­braunen Streifen hatte, wie zur Verzierung. Seine Stirn und sein Schnäuzchen waren schneeweiß, die kleinen Muschelöhrchen rosenroth, und seine hellen Aeugelchen hatten einen so klugen Blick wie Menschenaugen. Wenn man zu ihm sprach, so sah es Einen an, als verstände es jedes Wort.

Fritz war ganz vernarrt in das hübsche Thier, das ihn bald eben so gut kannte und eben so zahm mit ihm wurde, wie mit seinem eigenen Herrn. Dies war nun freilich kein Wunder, da Fritzchen ihm jeden Abend die zartesten Salatblätter, die frischesten Nußkerne und sonst noch allerlei Gutes aus seiner Mutter Gemüsekorbe brachte, es überdies immer strei­chelte und ihm Schmeichelworte gab. Er hatte sich sogar einen besonderen Namen für das Thierchen ausgesonnen, und wenn er ihm zurief:Mur- melinchen!" so bewegte es sein Schwänzchen eben so hurtig, als bei dem Anrufe seines Herrn, der esMarmotte" nannte.

War Fritz gut gegen Murmelinchen, so war seine Mutter noch besser gegen Louis, den armen Savoyardenjungen. Es erbarmte Frau Grete, daß dieser so allein in der Fremde herumziehen mußte, ohne Vater und Mutter, und mit aller Mühe kaum so viel verdiente, um vor Hungern und Frieren geschützt zu sein. Sie gab ihm jeden Abend ein Schüsselchen von ihrer warmen Suppe, half ihm bei Zubereitung der Stiefelwichse, womit er auf den Straßen die Schuhe der Vorübergehenden blank bürstete, flickte ihm seine armselige Jacke und wusch sein bischen Weißzeug. Dafür war Louis ihr auch so anhänglich, als ihr gutes Herz verdiente, und fragte sie bei Allem was ihm vorkam, um ihren Rath.

Eines Tages saß Frau Grete auf ihrer gewohnten Stelle am Markt­platz, als Louis mit hochrothen Backen herbeigestürmt kam und ihr ganz athemlos erzählte, ein vornehmer Herr, dem er am Eingang des Theaters die Stiefel blank gewichst hätte, wollte ihn in seine Dienste nehmen. Frau Grete stand augenblicklich auf, bat die Höckerfrau nebenan, auf ihren Kram Acht zu geben, nahm ihr Fritzchen bei der Hand und begleitete Louis in den Gasthof, wo der Fremde wohnte. Wirklich verhielt sich Alles so, wie der kleine Savoyarde ausgesagt. Der fremde Herr, welcher auf einer Reise begriffen war, suchte zu seinem Dienst einen Knaben, der zu Boten­gängen und anderen Verrichtungen geschickt wäre, und die klugen Ant-