533

Worten des flinken Stiefelputzers hatten ihn auf den Einfall gebracht, ihn mit sich zu nehmen. Er sagte dies auch zu Frau Grete, die es als ein Glück für Louis betrachtete, auf diese Weise ein gutes Unterkommen zu finden, und nachdem der Savoyarde ein Handgeld empfangen und für den nächsten Morgen bestellt worden, um dann mit seinem neuen Herrn fortzureisen, ging Frau Grete mit den beiden Knaben nach Hause.

Fritz sagte kein Wort und schluckte die Thränen hinunter, die ihm beständig in die Kehle stiegen, statt in die Augen. Daß sein Kamerad fortging, that ihm recht leid, daß er aber sein Murmelinchen nicht mehr seh::: sollte, war der Gipfel aller Trostlosigkeit. Louis schlief heute Nacht in Frau Grete's Kammer und stand am nächsten Morgen in aller Frühe auf, um die Zeit nicht zu versäumen. Während er sein Bündel schnürte und die Mutter rasch eine Mehlsuppe zum Frühstück kochte, saß Fritz auf dem Rande der Bettstelle, hielt Murmelinchen gegen seine Jacke gedrückt, als wollte er es wärmen und streichelte immerzu sein Fellchen. Louis kam auf ihn zu und ihm wurde zu Muth, als sollte sein Herz jetzt auf der Stelle in Stücke zerbrechen, er fing an laut zu schluchzen. Plötzlich riß er aber seine Blauaugen weit auf, denn sein Kamerad sagte traurig: Ich kann die Marmotte jetzt nimmer brauchen, mitnehmen darf ich sie nicht; willst Du sie behalten, Fritz, und sie brav füttern?"

Fritzchen zitterte vor Glückseligkeit, es kam ihm vor, als wäre ihm die ganze Welt geschenkt worden. Zuerst küßte er Murmelinchen, dann siel er Louis um den Hals und hatte ihn vor lauter Dankbarkeit so lieb, wie keinen Menschen auf Erden, sein Mütterchen ausgenommen.

Alle drei begleiteten jetzt den kleinen Reisenden nach dem Gasthof, wo sie Abschied nahmen und einander tausend Glück und Segen wünschten. Für Louis gingen diese guten Wünsche von Stund an in Erfüllung, denn der liebe Gott hatte den armen Waisenknaben zu einem braven Herrn geführt, der auf das Beste für ihn sorgte. Wenn aber für ihn Hunger und Noth mit diesem Tage ein Ende fand, so nahmen Noth und Kummer mit dem gleichen Tage ihren Anfang für Fritz.

Als Frau Grete desselben Abends mit einem hochbeladenen Korbe aus dem Dorfe zurückkam, wo sie frische Waaren eingekauft hatte, that sie einen schweren Fall und brach sich das rechte Bein. Alle Arzneien des Doktors, alle Pflege ihrer Nachbarinnen wollten nichts helfen, es wurde beständig schlimmer. Da war Fritzchen übel daran! Zwar gaben ihm die Nachbarinnen alle Tage zu essen, und seine arme Mutter war