Trotz mannigfacher, während des Decenniums 1850—1860 durch Zollverhältnisse und Kriege eingetretenen Hindernisse nahm der Aufschwung der böhmischen Maschinen-Industrie dennoch einen so erfreulichen Lauf, dass in Böhmen im Jahre 1859 bereits 17 Maschinenfabriken mit rund 2000 Arbeitern und einer Gesammtproduction von circa 3 Millionen Gulden bestanden. Ausser den schon früher genannten, seither erstarkten und vergrösserten Etablissements waren dies die Fabriken von Franz Käs, Johann Kohout, Gaspard Lüsse, Jakob Pint, Danök & Co., Johann Pack, Borrosch & Eichmann, Theophil Weisse, sämmtliche in Prag, beziehungsweise den Vororten, ferner die Fabrik des Grafen Waldstein in Pilsen und die Maschinenfabrik in Tannwald. Ausserdem hatte Franz Ringhoffer ein neues Etablissement in Smichov bei Prag gegründet; die Fabrik von Thomas war ih die Hände der Firma Ruston & Co. übergegangen.
Die erste Hälfte des folgenden Jahrzehnts 1860—1870 war in Folge der allgemein gedrückten Verhältnisse für die böhmische Maschinen-Industrie ziemlich ungünstig, und erst vom Jahre 1866, wo ein grösserer Aufschwung der Gesammt-Industrie und eine rege Thätigkeit auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues eintrat, ist neuerdings eine rasche Kräftigung derselben zu constatiren, so dass im Jahre 1870 in Böhmen bereits 46 Fabriken von Motoren, Dampf- und Arbeitsmaschinen, Apparaten und Einrichtungen für Zuckerfabriken, Brauereien, Brennereien etc., landwirtschaftlichen und anderen Maschinen mit zusammen über 4000 Arbeitern und einer jährlichen Gesammtproduction von circa 7V 2 Millionen Gulden gezählt werden konnten. In dieser Periode übergieng unter Anderem die Fabrik des Grafen Waldstein in Pilsen an die Firma E. Skoda und die Fabrik der Firma Ruston & Co. an die Prager Maschinenbau- Actiengesellschaft.
Die ersten drei Jahre des nächstfolgenden Jahrzehnts 1870—1880 waren für die böhmische Maschinen-Industrie ausserordentlich günstig, nachdem ihre Beschäftigung durch die gesteigerte Nachfrage nach Maschinen in raschem Aufschwünge begriffen und sehr lohnend war. Trotz Vermehrung der Arbeitskräfte und Hilfsmaschinen, trotz Erweiterung der Werkstätten und Verlängerung der Arbeitszeit konnten die Fabriken den Aufträgen kaum genügen. Leider hatte die günstige Periode keine lange Dauer, es kam das Jahr 1873 und mit ihm die bekannte Krisis, die auf lange Zeit hinaus den Unternehmungsgeist in Oesterreich lähmte, die gewerbliche Thätigkeit zurückwarf und so in erster Reihe die Maschinen-Industrie in Mitleidenschaft zog. Es trat denn schon im Jahre 1874 ein auffallender Rückgang der Maschinen- production ein, der weitgehende Beschränkungen der Arbeitszeit und Reductionen der Arbeiterzahl, ja sogar die völlige Betriebseinstellung einzelner Fabriken im Gefolge hatte. Lange Zeit lag nun die böhmische Maschinenindustrie völlig darnieder und ihre ungünstige Lage besserte sich eigentlich erst von der zweiten Hälfte des Jahres 1877 an, obwohl ein Theil derselben, nämlich die Erzeugung von Einrichtungen für Zuckerfabriken, schon im Jahre 1876 infolge der günstigen Lage der Zucker-Industrie besser und lohnender beschäftigt war. Die Maschinen-Industrie als Ganzes lebte jedoch erst im Jahre 1877 zu einem kräftigeren Leben auf, schritt dann aber mächtig vorwärts, da nicht nur der inländische Absatz ungewöhnlich gestiegen war, sondern auch ein ziemlich ergiebiger Maschinenexport nach Russland und den Balkanländern gewonnen wurde. In diese Periode fällt die Errichtung der Ersten böhmisch-mährischen Maschinenfabrik in Prag und der Fabrik von Märky, Bromovsky & Schulz in Königgrätz, der Uebergang zweier Prager Fabriken an die Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals Breitfeld, Danek & Co., sowie die Neuerrichtung und Vergrösserung einer ganzen Reihe sonstiger Maschinenbauanstalten in Böhmen.
Nach einer kurzen, weniger günstigen Periode im Anfänge der Achtzigerjahre verzeichnete die böhmische Maschinen-Industrie einen weiteren Aufschwung, welcher zwar langsam, aber fast ununterbrochen bis vor wenigen Jahren angedauert hat. Erst etwa vom Jahre 1894 angefangen gestalten sich die Verhältnisse unseres Maschinenbaues ungünstiger, woran vor Allem die grosse einheimische, die herangewachsene ungarische und die durch die Handelsverträge des Jahres 1892 zu sehr begünstigte ausländische Concurrenz, sowie die überhaupt schwierigen inländischen Productionsbedingungen die Schuld tragen.
Mit dem Maschinenbaue beschäftigen sich gegenwärtig in Böhmen 71 Fabriken, von denen nachstehend die wesentlichsten angeführt seien, wobei ausdrücklich bemerkt wird, dass auf die reinen Brückenbauanstalten, Eisengiessereien, elektrotechnischen Etablissements, Fabriken von Feuerlöschmaschinen,
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