Arbeiter; in volkswirtschaftlicher Hinsicht kann jedoch dieser Umstand nicht genug beklagt werden, weil er die Vereinigung der Erzeugung einzelner Maschinengattungen in bestimmten Fabriken unmöglich macht, so die Massenproduction mit ihrer Consequenz der billigsten Preise und grössten Gewinne ver­hindert und die Concurrenzfähigkeit unserer Industrie auf dem Weltmärkte schmälert.

Allerdings ist mit der Zeit eine teilweise Specialisirung insoferne eingetreten, als gewisse Abarten des Maschinenbaues, insbesondere die Erzeugung der landwirtschaftlichen Maschinen, der Werkzeug­maschinen und gewisser Fabrikseinrichtungen von einzelnen Etablissements als Specialität gepflegt wird. Aber an eine weitergehende Specialisirung, wie sie etwa in England und gegenwärtig auch schon in Deutschland die Regel bildet, ist bei uns weder heute, noch in absehbarer Zukunft zu denken, denn dieselbe hat zur notwendigen Voraussetzung' ein genügend grosses Absatzfeld, welches uns völlig fehlt.

Unsere Maschinen-Industrie ist nämlich vom Weltmärkte so gut wie ausgeschlossen und nahezu gänzlich auf den Absatz im Inlande angewiesen, welcher ihr überdies einesteils durch die Erstarkung der ungarischen Eigenindustrie, anderenteils durch die ausländische Concurrenz noch immer mehr ein­geschränkt wird. Unser Export mit Ausnahme gewisser Specialitäten, welche ihrer hohen Vollendung wegen auch im Auslande gesucht sind ist daher nur durch die äussersten Anstrengungen und grössten Preisreductionen erreichbar, ja sozusagen nur eine Sache des Zufalls. Der heimische Bedarf allein genügt aber durchaus nicht zur Specialisirung. Wie könnte denn z. B. Jemand in Oesterreich mit Erfolg an die Erzeugung von Selfactoren schreiten, wo in ganz Oesterreich blos 2 J / 4 Millionen Spindeln, in England aber circa 45 Millionen, ja in dem einzigen Oldham mehr als doppelt so viel Spindeln, wie in ganz Oesterreich im Betriebe stehen. Und ähnlich wie bei den Selfactoren liegt die Sache auch bei vielen anderen Maschinen, an deren Erzeugung unsere Industrie überhaupt nicht schreiten kann, weil das Ab­satzfeld für dieselben in Oesterreich viel zu sehr beschränkt, seine völlige Beherrschung überdies noch fraglich und an einen Export wegen der ausländischen Concurrenz überhaupt nicht zu denken ist. Bei den im Lande selbst erzeugten Maschinen steht der Specialisirung wieder der Bestand mehrerer gleich­artiger Betriebe entgegen, auf welche sich dann der Gesammtumsatz dieser Maschinen derart vertheilt, dass kein einziger Betrieb mit den ihm zugekommenen Aufträgen voll beschäftigt wäre, weshalb er noch zu anderen Betriebszweigen greifen muss.

Aus diesen Verhältnissen resultirt eine sehr unsichere und unregelmässige Beschäftigung unserer Maschinenfabriken, welche sie zwingt, sich auf fast allen Gebieten des Maschinenbaues zu versuchen, um eine zur Fortführung des vollen Betriebes erforderliche Anzahl von Aufträgen zu erlangen. Selbstver­ständlich ist mit diesem Streben auch eine scharfe, auf die Rentabilität der Fabriken ungünstig ein- wfirkende gegenseitige Concurrenz verbunden.

Die völlige Abhängigkeit unserer Maschinen-Industrie von dem heimischen Bedarfe bringt es mit sich, dass sich auf dieselbe alle Schwankungen der österreichischen Gesammt-Industrie völlig unaus­geglichen übertragen, und dass sie mit letzterer zugleich auf- und niedergeht. Während nämlich die englische, französische und deutsche Schwester-Industrie für allfällige Stockungen des inländischen Con- sums jederzeit Compensation im Exporte finden kann, ist ein Export unserer Maschinen, wie schon er­wähnt, im Allgemeinen ausgeschlossen. Dem stehen in erster Reihe die hohen inländischen Eisenpreise entgegen, in welchen die Prager Handels- und Gewerbekammer schon in den Fünfzigerjahren den Haupt­grund der langsamen Entwicklung unseres Industriezweiges und der Unmöglichkeit des Exportes erblickte. Wohl gewähren unsere Eisenwerke für den Export billigere Materialpreise, dies kann jedoch da die Gewäh­rung von Fall zu Fall geschieht und in ihrem freien Ermessen gelegen ist von den Maschinenfabriken für die Entrirung eines regelmässigen Exportes nicht in sichere Calculation gezogen werden. Der böhmische Maschinenexport könnte um ein Vielfaches gesteigert werden, wenn die Fabriken den billigeren Materialpreis von vorneherein sicher calculiren könnten, was vielleicht durch eine definitive Festlegung dieser factischen Exportprämien entweder durch ein Uebereinkommen beider Interessentengruppen oder durch Eingriff der Regierung bei der Revision des Zolltarifs etc. erreichbar wäre. Ferner wäre zu diesem Zwecke auch eine handlichere Aenderung des heute ganz unpraktischen zollfreien Veredlungsverkehres mit Eisen wünschenswerth. Eine weitere, diesem Aufsatze allerdings ferner liegende Ursache unseres geringen Ma­schinenexports bilden die in Oesterreich überhaupt schwierigen allgemeinen Productionsbedingungen.