Aus allen diesen Ursachen ist von einem dauernden geregelten Maschinenexporte — mit gewissen Ausnahmen — bei uns fast durch dieses ganze halbe Jahrhundert keine Rede. Nur einige Jahre hindurch unterhielt die böhmische Maschinen-Industrie einen lebhafteren Export ihrer Erzeugnisse nach Russland und den Balkanländern, heute aber hat derselbe nahezu gänzlich aufgehört, und wir exportiren fast nur mehr gewisse Specialmaschinen und landwirthschaftliche Maschinen ins Ausland.
Die grösste Ausfuhr von Maschinen (aus ganz Oesterreich-Ungarn; specifische Ziffern für Böhmen allein stehen uns nicht zur Verfügung) fand in den Jahren 1882 und i883 statt, in welchen zusammen 280.000 q im Werthe von rund 14 Millionen Gulden zum Exporte gelangten. In den Jahren 1861 —1865 stellte sich die Ausfuhr auf jährlich 1,120.000 fl., in den Jahren 1871 —1875 au f jährlich 5,054.000 fl., in den Jahren 1876—1880 auf jährlich 3,780.000 fl., in den Jahren 1886 —1890 auf jährlich 4,575.000 fl., in den Jahren 1891 —1897 schwankt sie zwischen 3'5 und 4^5 Millionen Gulden jährlich.
Wie sehr geringfügig unser Maschinenexport ist, erhellt zur Genüge aus diesen Ziffern: die Ausfuhr von Maschinen aus ganz Oesterreich-Ungarn beträgt rund 15% der jährlichen Maschinenproduction in Böhmen allein!
Und doch ist eine ausgebreitete Maschinenausfuhr aus den schon oben erwähnten Gründen zur Hebung unserer Maschinen-Industrie unumgänglich notliwendig, und mit Recht bemerkt daher der offi- cielle Bericht über die Prager Landesausstellung 1891, es sei «eine unabweisbare Pflicht unserer Regierung, durch thatkräftiges Einschreiten die Nachtheile unserer Industrie gegenüber dem Auslande durch Frachtermässigungen, Erleichterung des Veredlungsverkehres etc. möglichst auszugleichen und mit allen sonstigen Mitteln die Hebung der Exportthätigkeit unserer Industrie zu unterstützen».
Derselbe Bericht fährt sodann weiter fort: «Andererseits darf aber auch das natürliche Absatzgebiet unserer Maschinen-Industrie, Oesterreich selbst, ihr nicht entrissen, sondern muss voll und ganz erhalten werden, und ist hiebei neben der Selbsthilfe und dem Patriotismus jedes einzelnen Bestellers der Einfluss der Regierung sowohl in positiver wie in negativer Hinsicht dringend wachzurufen.»
In dieser Beziehung wäre — neben anderen Reformen und der Durchsetzung der öffentlichen Verwaltung mit einem industriefreundlichen Geiste —■ darauf Rücksicht zu nehmen, dass bei öffentlichen Lieferungen die heimische Maschinen-Industrie weit mehr, als dies leider bisher der Fall gewesen, berücksichtigt werde, und wäre ferner eine Revision der Zollsätze für jene Maschinen, die im Inlande selbst erzeugt werden oder erzeugt werden können, in Angriff zu nehmen. Denn es ist begreiflich, dass die ausländische Maschinen-Industrie, welche unter günstigeren Productionsbedingungen arbeitet, der unsrigen bezüglich des Preises immer überlegen ist und bei einem diesen Verhältnissen nicht entsprechenden Zolle daher unseren Fabrikaten eine fast unüberwindliche Concurrenz bereitet, umsomehr, als man in Oesterreich bekanntlich und bedauerlicherweise stets ein gewisses Vorurtheil für ausländische Waare gehegt hat und noch immer hegt.
Die Klagen über ungenügenden Zollschutz, über ein Missverhältnis zwischen dem Zoll auf Rohstoff und Fabrikat, auf Eisen und Maschinen, sind nun so alt, wie unsere Maschinen-Industrie; die grösste Höhe haben sie aber unter dem Regime der 1892 er Handelsverträge erreicht, welche für eine ganze Reihe von im Inlande in bester Qualität erzeugten Maschinen ermässigte Zölle statuirt haben. Die Einfuhr von Maschinen nach Oesterreich-Ungarn steigt denn auch von Jahr zu Jahr immer mehr; während des
Decenniums 1856—1865 belief sie sich noch jährlich auf rund 3 Millionen Gulden, um 1866—1870 auf
7'5 Millionen und 1871 —1875 au f Millionen zu steigen; während 1876—1880 war ein vorübergehender Rückgang auf jährlich 8’5 Millionen zu verzeichnen; im Decennium 1881 — 1890 betrug sie wieder jährlich rund 15 Millionen; während der Geltung der 1892er Verträge ist sie aber rasch auf 19, dann auf 2 3 Millionen Gulden gestiegen und erhält sich seither stets auf dieser Höhe.
Nicht die Einfuhr der hier nicht erzeugten Maschinen ist es aber, welche diese Erhöhung des
Importes hervorgebracht hat, sondern die Einfuhr von Dynamomaschinen, Dampfpflügen, Werkzeugmaschinen, Turbinen, keramischen und anderen Maschinen, welche schon im Inlande erzeugt werden. Unter solchen Umständen kann es nicht wundernehmen, wenn unsere Maschinen-Industrie, obwohl sie sich thunlichst bemüht, alle Maschinen und Apparate, für welche sie einen genügenden Absatz schaffen kann, zu erzeugen, dennoch nur unter den aufreibendsten Kämpfen zur Entfaltung gelangen kann.
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