Feuerlöschmittels wurde allgemein erkannt und die Einführung der Spritze nicht nur begünstigt, sondern theil- weise auch von der Obrigkeit erzwungen. In Freiburg erging seitens des Rathes der Stadt unter dem 16. Juni 1660 ein Decret, dessen Inhalt bestimmte, dass jede Zunft (die ganze Bürgerschaft wurde in zwölf Zünfte getheilt), welche noch keine Feuerspritze hatte, bis zum nächsten Pfingstmarkt eine auf einem Schlitten befindliche Spritze haben müsse.

Wohl in keinem Lande hat das Feuerlöschwesen mehr Förderung, insbesondere auch materielle Unterstützung von höchster Stelle gefunden als in Oesterreich, wo es jetzt besser organisirt und mehr ausgebreitet als in allen Ländern ist. Sogar Deutschland mit seinen gut organisirten und disciplinirten Feuerwehren steht hierin Oesterreich nach. Heute sehen wir mit Staunen und Stolz auf die wohlgeschulten und zu einem gewaltigen Heere organisirten freiwilligen Feuerwehren Oesterreichs mit ihren vielen Wohlthätigkeits-Institutionen (Sterbecasse, Invaliditäts- und Unfallversicherung für Feuerwehrmänner, Witwen- und Waisenunterstützungscassen etc.), welche das Band immer enger ziehen und wodurch das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Feuerwehrmänner erweckt, Patriotismus und Nächstenliebe in schönster Weise bethätigt werden. Was dem Nationalvermögen durch Bekämpfung grosser Schadenfeuer erhalten bleibt, ist ein Geschenk, welches wir der fortschreitenden Wissenschaft und der Technik, die uns vorzügliche Löschgeräthe schafft, besonders aber dem wackeren Feuerwehrmann zu verdanken haben, welcher nicht selten in Ausführung freiwillig übernommener Pflicht sein Leben auf das Spiel setzt.

Oesterreichische Feuerwehrtage, Concurrenzausstellungen von Feuerlöschgeräthen etc. erweckten immer mehr Interesse am Feuerlöschwesen und Hessen eine österreichische Spritzenbau-Industrie sich kräftig entwickeln. Die erste grössere internationale Feuerwehrgeräthe-Ausstellung, der zweite nordwestliche Feuerwehrtag zu Teplitz i. B., fand im Jahre 1874 statt, bei welcher die Firma E. C. Flader zu Sorgenthal in Böhmen gegen die ungefähr 60 Aussteller, welche aus Deutschland, England, Frankreich, Belgien etc. an der Ausstellung betheiligt waren, siegte und die höchste Auszeichnung erhielt. Dem Begründer der eben genannten Firma, Friedrich August Flader, welcher auch die freiwillige Feuerwehr in seiner Heimatstadt mit ins Leben rief, sowie eine Fabriksfeuer­wehr in seinen Etablissements errichtete, haben wir viele Neuerungen und Verbesserungen an Feuerlöschgeräthen zu verdanken. Es ist daher wohl am Platze, Einiges über die Geschichte und das Wesen dieser Firma zu bringen, welche heute nicht nur mit an der Spitze der österreichischen Industrie ihrer Branche, sondern der von ganz Europa steht und die auch eine zweite Fabrik in Jöhstadt in Sachsen besitzt. Diese Firma trat anlässlich der Concurrenz- ausstellung Teplitz zum ersten Male in die Oeffentlichkeit, hat alsdann auf späteren Ausstellungen gleichfalls glänzende Resultate erzielt und besitzt zur Zeit über 80 meist erste Auszeichnungen.

Der Geburtsort Friedrich August Fladers ist Jöhstadt in Sachsen, ein auf rauhen Bergeshöhen gele­gener und von schönen Wäldern reich umgebener Ort. Die Einwohner Jöhstadts betrieben früher als alleinigen Er- werlJszweig die Herstellung aller Art Gebrauchsgegenstände, wie Schmucksachen, Galanteriewaaren, Kleidungs­stücke etc., und es war ihnen eine Art Privilegium verliehen, solche Erzeugnisse in der näheren und ferneren Umgebung von Jöhstadt im Umherziehen verkaufen zu dürfen.

Es zogen jährlich zur bestimmten Jahreszeit viele Handelsleute hinaus in die Fremde von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, um die einheimischen Waaren an den Mann zu bringen, und sie hatten gar schweren Dienst zu ver­richten. Denn in Wind und Wetter gingen sie stets auf der Landstrasse, und fanden erst spät Abends im Gasthause einige Erholung. Auch der Vater des Gründers der Firma, von der wir hier sprechen, war ein solcher Handelsmann und mit diesem musste dessen Sohn Friedrich August schon als zehnjähriger Knabe hinaus in die Fremde, das Eltern­haus auf Monate verlassend, um seinem Vater in dem Absatz der zum Theil sehr originellen Gegenstände behilflich zu sein. Hierdurch wurde in dem Knaben frühzeitig das Interesse am Geschäfte, sowie Lust und Liebe zur Arbeit, zum Erwerbe irgend welcher Art erweckt. Zum Praktischen erzogen, wollte ihm auch nur solches behagen, und auf eigenen Wunsch wurde er, kaum der Schule entwachsen, in Riesa in die Lehre gegeben, woselbst er in einer Gelb- giesserei und Messingdreherei die Metallbearbeitung gründlich kennen lernte. Nach Beendigung seiner Lehrzeit arbeitete Friedrich August Flader als Gürtlergehilfe in verschiedenen Orten Sachsens, so auch in seiner Heimat­stadt Jöhstadt. Sein Lerneifer liess ihn nicht lange in der Heimat. Er griff zum Wanderstabe, durchschweifte zu­erst fast ganz Süddeutschland und arbeitete in seinem Handwerke hier und dort. Er zog nach der Schweiz und verweilte längere Zeit in der Nähe des Bodensees, arbeitete in Zürich und Genf etc., um alsdann wieder nach Deutsch­land zurückzukehren. Er berührte Frankfurt a. M., Coblenz, Köln etc. und verstand es schliesslich, ohne in dem Besitze der erforderlichen Auswandererpässe zu sein, über die französische Grenze zu gelangen. Paris war sein Ziel, woselbst auch lange Rast gemacht wurde. Nach zweijährigem Aufenthalte in Paris hatte Friedrich August Flader nicht nur Land und Leute kennen gelernt, sondern sein Wissen auch bedeutend bereichert und sein erstes Spargeld gesam­melt. Sehnsucht nach der Heimat und seinen Lieben geboten ihm, den Weg nach Deutschland zurückzunehmen.

Er kam aber nur bis nach Westphalen. Hier verehelichte er sich und zog darauf in seine Heimatstadt zu­rück, woselbst er im Jahre 1860 eine kleine Werkstatt errichtete und sich vorerst mit der Herstellung von Plätt­glocken, Metallhähnen und Ventilen, Läuferrollen für Pianino etc. befasste. Anfangs wurden in dem kleinen Betriebe nur wenige Gehilfen beschäftigt. Das Glück schien jedoch dem jungen Meister günstig; seine Erzeugnisse fanden reissenden Absatz in Oesterreich und Deutschland. Rastloser Fleiss und rührige Geschäftsthätigkeit, verbunden mit grossem Eifer, Energie, sowie endlich gründliche Fachkenntnisse und reichliches sonstiges Wissen, mit denen Friedrich August Flader ausgestattet war und die in den Dienst des Geschäftes gestellt wurden, Hessen das Unternehmen zu immer grösserer Blüthe gedeihen. Aus kleinen Anfängen hatte sich schliesslich die Fabrik zu einem ansehn-

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