Seine Witwe übernahm hierauf gemeinsam mit ihrem Schwager Josef Hurtz die Leitung der Fabrik, welche sich infolge des Umstandes, dass Berger aus der Zeit seines früheren Geschäftsbetriebes in Hirtenberg einen ver­hältnismässig grossen Kundenkreis erworben hatte, einer lebhaften Inanspruchnahme erfreute.

Der Wiener Platz war damals nur spärlich mit Giessereien versehen. Die Giessereien in Kottingbrunn (nächst Leobersdorf gelegen), sowie jene in Liesing bestanden damals noch nicht, und auch die Maschinenfabrik von Brüder Fischer in Wr.-Neustadt, ebenso wie die inzwischen aufgelöste Firma Escher, Wyss & Co. in Leesdorf bei Baden hatten zu jener Zeit noch keine eigenen Giessereien. Die Leobersdorfer Maschinenfabrik war somit berufen, einen grossen Theil des Gussbedarfes am Wiener Platze, ferner den Hauptbedarf der beiden vorgenannten Ma­schinenfabriken und auch jenen der umliegenden Etablissements zu decken. Doch schon am 3 o. April i 853 wurde die Fabrik von einem Brande heimgesucht, dessen störende Nachwirkungen sich aber insoferne minder fühlbar machten, als die Betriebsfähigkeit der Krahne und Cupolöfen nicht beeinträchtigt wurde. Das Geschäft entfaltete sich zusehends, weshalb es nothwendig erschien, in den Betriebsjahren 18561857 eine mechanische Werkstätte, ferner das gegenwärtige alte Beamtenwohnhaus nebst einer Kesselschmiede und an diese direct anstossend Pferde­stallungen zu erbauen.

Im Jahre 1858 wurde das heute noch bestehende Directionswohnhaus gebaut und an der rückwärtigen Garten­seite desselben längs der Fabrikseinfriedung, an welche der Hochwassergraben grenzt, zum Schutze der Fabriks­gründe eine solide Ufermauer aufgeführt, welche bis zur Leobersdorfer Strassenbrücke reichte.

Ausser Rohguss, Transmissionen, Ein­richtungen für Ziegelfabriken, Mühlen, Zucker­fabriken und Walzwerke wurden allerhand Pressen, Dampfkessel und kleinere Dampf­maschinen, Drehscheiben und Einrichtungen für Bahnbetriebe, ferner Geschosse für das Kriegsärar geliefert, kurz, der anfänglich kleine Betrieb nahm einen Aufschwung, der am besten durch Anführung der Thatsache charakterisirt wird, dass der Jahresumsatz, der in den Jahren 1853 bis 1854 ca. 3 o.ooo fl. betragen hatte, sich bis zum Jahre 1870 unter geringen Schwankungen auf den Betrag von 180.000 fl. erhöhte.

Am 2. Februar 1872 wurde das Eta­blissement leider abermals von einem Brande heimgesucht, der diesmal die neue mecha­nische Werkstätte sammt Betriebsmaschinen völlig zerstörte; es konnte deshalb der Be­trieb der Giesserei nur mit Zuhilfenahme eines Locomobiles provisorisch aufrecht er­halten werden. Die reichlichen Aufträge veranlassten die inzwischen im Jahre 1871 durch die Firma Jakob Neumann erworbene Fabrik zur Ausführung von Nothbauten, in welchen eine Anzahl von Appreturmaschinen provisorisch untergebracht und als motorische Kraft 4 Locomobile aufgestellt wurden. So kam man über die kritische Zeit hinweg. Im August des Jahres 1872 konnten die wieder vollständig hergestellten Werkstätten zu ihrer vollen Leistungsfähigkeit zurückkehren.

Nachdem in die Zeit des Jahres 1874 die Ausführung eines 400 FfP-Gebläses für die Kronstädter Gewerk­schaft fiel, welches der grossen Dimensionirung wegen in den bestehenden Werkstätten nicht zusammengestellt werden konnte, wurde der Bau einer neuen Montirung nothwendig. Bald darauf folgten aber wechselvolle Jahre und schliesslich schlechte Zeiten, bis die Fabrik am 28. Juni 1880 durch die Firma Julius Hock erworben wurde. Da entfaltete das Etablissement wieder eine rege Thätigkeit infolge der Fabrication der damals sehr bekannten «Hockschen Heissluftmotoren»; doch währte diese günstige Epoche infolge mehr oder minder kostspieliger Ex­perimente nicht lange.

Die Fabrik übergieng am 7. März 1882 bei einer durchschnittlichen Jahresproduction von i 3 o.ooo fl. an den Financier Dr. Jakob Rappaport. In dieser Zeit gedenkt die Chronik der Leobersdorfer Maschinenfabrik abermals eines grossen Brandunglückes, dessen Folgen jedoch bald behoben waren.

Sie verzeichnet ferner die Erwerbung des englischen Gasmotorenpatentes «Robson», doch haben die mit demselben ausgeführten kostspieligen Versuche zu keinem entsprechenden Resultate geführt.

Auch wird aus jener Zeit eine besonders bedeutsame Thatsache berichtet, welche zum grossen Theile für die spätere Gestaltung der Leobersdorfer Maschinenfabrik maassgebend wurde und für das Unternehmen höchst ehrenvoll war. Zu Anfang des Jahres 1886 wurden nämlich durch Josef Kleinpeter, den gegenwärtigen Director dieser Fabrik, die Vorarbeiten in Angriff genommen für die Herstellung einer Hartguss-Panzerkuppel, welche bei einer seitens der k. u. k. österreichischen Kriegsverwaltung projectirten Beschiessung in Wettbewerb gegen einen gepan­zerten Mörserstand ausländischer Provenienz treten sollte.

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Bestand der Fabrik im Gründungsjahre 1852.

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