Rettungsstation.

mancher Hausfrauen zu Verstössen kam, so muss bemerkt werden, dass sich nunmehr ein geordnetes Hauswesen in der Colonie derart eingebürgert hat, dass demselben heute mit sozusagen militärischer Pünktlichkeit Rechnung ge­tragen wird, nachdem die Hausfrauen selbst die Zweckmässigkeit undVor- theilhaftigkeit einer strenge gehandhabten Hausordnung schätzen lernten.

Jeder Arbeiterwohnung ist, wie schon bemerkt, ein Gärtchen im Flächenausmaasse von 40 m 2 zugetheilt, und es muss hier als beson­ders interessant betont werden, dass gerade das Gärtchen als Gradmesser der Ordnungsliebe und Charakteristik des Eigenthü- mers erkannt wurde. In der anfänglichen Entwick­lung der Colonie kamen allerdings vereinzelte Fälle vor, wo die Gärten vernachlässigt und verwahrlost blieben, doch hat die Fabriksdirection wiederholt An­regung gegeben, das Interesse für Gartenpflege bei den Coloniebewohnern zu heben. So z. B. wurde ein Büchlein verlegt und vertheilt, welches entsprechende Instructionen für Gartencultur gab; ferner wurden von Zeit zu Zeit für die beste Instandhaltung von Gärten Prämien ausgesetzt, welche an die betreffen­den Arbeiterfrauen zur Vertheilung gelangten. Dieser Ansporn blieb auch nicht ohne Erfolg, denn schon

in wenigen Jahren war fast allgemein eine wesentlich rationellere Gartenpflege wahrzunehmen, und es gewährt Geriug- thuung, anführen zu können, dass bei der letzten Preisvertheilung als erste Preise fünf Prämien k 1 Ducaten, ferner zwölf Prämien k 3 Kronen und vier Prämien ä 2 Kronen an Arbeiterfrauen vertheilt werden konnten.

Erwähnenswerth erscheint ferner die ausgiebige Beschaffung von Nutzwasser für die gesammten Wohnungen der Co- lonien, deren Waschküchen und Gärten. Dieselbe wurde erreicht durch die Auf­stellung von Windmotoren, welche Reser­voirs speisen, die das Wasser in die auf den Stiegengängen befindlichen Ausläufe, gleichzeitig aber auch in die Wasserbehäl­ter der Waschküchen und jene der Gärten führen. Des ferneren ist vorgesorgt, dass das Trinkwasser aller Brunnen in gewissen Zeiträumen von Seite des Fabriksarztes untersucht werde; die Brunnen wurden mit Warnungstafeln versehen, «dass da­selbst .das Waschen von Fleisch, Gemüse, Geschirr u. s. w. untersagt ist». Zu dieser Verwarnung veranlasste die althergebrachte Gewohnheit, am Brunnen alle möglichen Reinigungsarbeiten vorzunehmen, ein Uebelstand, welcher das Trinkwasser zu verseuchen geeignet ist, und dem auf diese Weise mit Erfolg gesteuert wurde.

In unmittelbarer Nähe der vorbesprochenen Arbeitercolonie entwickelte sich die neue Beamtencolonie (Ab­bildung S. 78), die auch schon an anderer Stelle erwähnt wurde.

Die gesammte Ansied­lung bietet dem Beschauer ein stattliches Bild (Abbildung S. 79), das jedoch nicht unwesentlich dadurch gehoben erscheint, dass diese in einer verhältnismässig vegetationsarmen Gegend lie­genden Colonien von üppigen Parkanlagen umgeben sind, die nicht nur als Erholungsort der Bewohner, sondern auch als Ver­besserer der Luft entsprechend beitragen.

Nachdem in den Arbei­terwohnhäusern mit Hinzuzie­hung der Beamtencolonie eine Anzahl von über tausend Personen beherbergt ist, erschien es nunmehr auch noth- wendig, für deren Verpflegung etwas zu thun. Hiebei kam der Umstand in Betracht, dass eben die Gasthäuser

Badeanstalt.

Arbeiter-Speisesaal.

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