Im Jahre 1890 trat der gegenwärtige Mitinhaber der Fabrik, Ingenieur Carl Treiber, in die Firma ein, nachdem einer der früheren Gesellschafter, A. B. Drautz, schon einige Zeit vorher aus derselben geschieden war. Mit der Betheiligung des Ingenieurs Treiber begann wieder eine wesentliche Erweiterung des Etablissements. Dieselbe erstreckte sich diesmal vornehmlich auf die Specialerzeugung von Transmissionen, zu welcher Carl Treiber namentlich durch den Umstand veranlasst worden war, dass es in Oesterreich bis dahin eine wirklich rationelle Fabrication von Transmissionsbestandtheilen so gut wie gar nicht gab; thatsächlich wurden dazumal bedeutendere und bessere Anlagen noch sehr häufig aus dem Auslande bezogen.

Man hatte es eben hierbei mit der eigenthümlichen Erscheinung zu thun, dass, während sonst ja ganz all­gemein in der Maschinen- und Eisen-Industrie die Tendenz zur Specialfabrication vorherrscht, der Bau von Trans­missionen immer nur mehr oder weniger als Nebensache aufgefasst wurde. Während also die meisten Maschinen­fabriken und Eisengiessereien sich immer mehr bestrebten, in irgend einem Specialfache zu eminenten Leistungen zu gelangen und durch gut durchdachte Construction, sowie durch tadellose Herstellung auf entsprechenden Spe­cialmaschinen möglichst Vollendetes zu liefern, wurden Transmissionen und Transmissionsbestandtheile immer noch, fast könnte man sagen, schablonenmässig nach einem und demselben Modell und zumeist auch wohl auf fast ganz ungeeigneten Maschinen angefertigt.

Es ist eben eine bekannte Thatsache, dass erfahrungsgemäss Zweck und Dimensionen der transmittirenden Triebwerke und Vorgelege für die einzelnen Industrieanlagen gewöhnlich total verschieden sind, und dass, um jedem speciellen Bedarf entsprechend individualisiren zu können, eine grosse und kostspielige Modellsammlung von Transmissionen erforderlich ist. Nun steckt aber in der constructiven Arbeit, sowie in der Herstellung derartiger Modelle so viel Zeit und Capital, und die Amortisirung derselben setzt einen derartig gesteigerten Umsatz voraus, dass nur ein Werk, welches sich speciell auf dieses Gebiet wirft, die Chance haben kann, darin zu reussiren.

Andererseits liegt es aber sehr nahe, dass wieder von solchen Fabriken, die den Transmissionsbau nicht als Hauptsache betreiben, ein und dasselbe einmal vorhandene Modell mit nur kleinen Abänderungen für die verschie­densten Fälle angewendet werden muss, unbekümmert um dessen Eignung für den vorliegenden Zweck. In den wenigsten Fällen wird dabei jedoch festgestellt, wie gross der Kraft verbrauch der leerlaufenden Transmissions­anlage allein ist, und ob derselbe auch in einem richtigen Verhältnisse zu der effectiven Leistung steht. Nur so ist es auch zu erklären, dass Transmissionsanlagen, die mit den gröbsten Constructions- und Ausführungsfehlern be­haftet sind, unausgesetzt im Betriebe bleiben.

Als die Firma J. Weipert & Söhne sich nun entschloss, den Transmissionsbau als Specialfabrication aufzu­nehmen, hatte zu diesem Zwecke Ingenieur Treiber von vornherein das bewährteste amerikanische (Sellersche) Sy­stem adoptirt und die Weipertsche Eisengiesserei sowie Maschinenfabrik mit den besten zur Zeit für diesen Zweck bestehenden Hilfsmaschinen (theilweise eigener Construction) ausgerüstet, so dass die Fabrik heute im Stande ist, den strengsten Anforderungen auf dem Gebiete des Transmissionsbaues gerecht zu werden. Die constructive Durcharbeitung sämmtlicher Transmissionstheile erfolgte nach dem Princip: die tragenden, sich in Ruhe befind­lichen Theile kräftig, die rotirenden, bei völlig genügender Sicherheit, leicht, die Schmierung zuverlässig, jedoch sparsam einzurichten.

Die Weipertschen Transmissionen zeichnen sich daher auch durch guten leichten Gang, durch geringsten Schmiermaterialverbrauch, durch gediegene Formen und durch mässige Preise aus.

Die Weipertschen Werke haben ihre Transmissions-Specialitäten selbstredend patentamtlich geschützt. Ihre Erzeugnisse haben sich hohen Ruf und rückhaltslose Anerkennung in der gesammten Gross-Industrie erworben.

Der grosse Aufschwung, welchen das Stockerauer Etablissement infolgedessen nahm, erfuhr eine weitere Förderung mit dem Eintritte des gegenwärtigen öffentlichen Gesellschafters der Firma J. Weipert & Söhne, Herrn Gustav Krautheim, der an die Stelle des 1896 aus der Firma geschiedenen D. Hahn trat. Die beiden jetzigen Theilhaber, die Herren Krautheim und Treiber, führten bedeutende Zubauten aus, wodurch im Vereine mit der Neu­anschaffung von Specialmaschinen, der Anlage einer neuen 50 HP -Betriebsmaschine und der Einrichtung einer zweiten Giesserei zielbewusst dem stetigen Aufschwung des Unternehmens vorgearbeitet wurde. Thatsächlich hat sich denn auch dessen intensive Leistungsfähigkeit neuerdings ausserordentlich gehoben, so dass es im gegenwärtigen Zeitpunkte wohl zu den besteingerichteten Werken seines Specialfaches zu zählen ist. Demgemäss hat sich auch der Umsatz bedeutend erhöht.

Ausser dem Baue von Transmissionen betreibt die Firma J. Weipert & Söhne auch noch die Erzeugung von landwirthschaftlichen Maschinen, von feuerbeständigen Stahlguss-Roststäben jeder Form nach eigenen Pa­tenten, von Rotationspumpen und Hochdruckgebläsen für alle Industriezweige.

Das Centralbureau der Firma befindet sich seit den letzten Jahren in Wien, IX., Bauernfeldplatz 4.

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