Zwischen den beiden grossen Werkstättengebäuden steht ein Wasserthurm von 25 m Höhe, welcher die Reservoire und eine complete Einrichtung zur Reinigung des Kesselspeisewassers enthält.

Die Fabriksanlage grenzt mit zwei Seiten an die Bahnkörper der Oesterreichischen Nordwestbahn und der Kaiser Ferdinands-Nordbahn und ist mit der Station «Floridsdorf-Jedlesee» der österreichischen Nordwestbahn durch ein Schleppgeleise verbunden. Ausserdem befindet sich an der Grenze der Fabrik die Haltestelle «Locomotivfabrik» der Dampftramway-Linie WienFloridsdorfStammersdorf.

Die Betriebskraft wurde bis zum Jahre 1897 durch mehrere halblocomobile Dampfmaschinen geliefert, welche in den Arbeitsräumen selbst aufgestellt waren. Gegenwärtig besteht in der g'anzen Fabrik elektrische Kraftübertragung. In einer neu erbauten elektrischen Centralstation sind drei Dampfkessel System Babcock-Wilcox aufgestellt, ferner drei stehende Compound-Dampfmaschinen, welche mit elektrischen Generatoren direct gekuppelt sind. Zwei der Dampfmaschinen haben eine Normalleistung von je 350 effectiven Pferdekräften, die dritte von 120 Pferdekräften; gleichzeitig wurde auch die elektrische Beleuchtung in der ganzen Fabrik eingeführt.

Für die Kraftübertragung wird Drehstrom, für die Beleuchtung Gleichstrom verwendet.

Für den Antrieb der Arbeitsmaschinen in den einzelnen Objecten sind 60 Elektromotoren vorhanden.

Die Einrichtung der Werkstätten hinsichtlich der Maschinen, Werkzeuge und sonstigen Vorrichtungen ist derart vollständig, dass die Fabrik ganz auf der Höhe der Zeit steht und sich zu den bestausgestatteten dieses Industriezweiges zählen darf. Es war stets das besondere Augenmerk der Leitung darauf gerichtet, die Werkzeuge und Maschinen zu vervollkommnen und zu ergänzen und die Arbeitsmethoden zu vereinfachen.

Der numerische Arbeiterstand der Fabrik war entsprechend den wechselvollen Productionsverhältnissen auch sehr schwankend; er beträgt derzeit 1200 Mann.

An Löhnen und Gehalten wurden seit dem Bestände der Fabrik ii 1 ^ Millionen Gulden ausbezahlt. Der Gesammtumsatz beläuft sich auf 3g Millionen Gulden.

H.iHtt'iüSi-*

i'ünjjn

iliwnm

ILalXi.

W__H

mm

pp||||p

.. «>>

Beamtenhaus und Arbeiter- Colonic der Locomotivfabrik.

Die Gesellschaft besitzt ein zweistöckiges Wohnhaus für Beamte, ferner zwölf zweistöckige und sechs eben­erdige Häuser mit insgesammt 180 Wohnungen für ihre Arbeiter. Für diese Colonie besteht in einem besonderen Gebäude eine Restauration mit entsprechend eingerichteten Localitäten für die Arbeiter und den erforderlichen Wirthschaftsräumen, sowie einem geräumigen Garten. Ferner ist daselbst das Casino der Fabriksbeamten und der Arbeitergesangverein der Locomotivfabrik untergebracht.

Im Jahre 1891 gründeten Arbeiter der Fabrik einen Consumverein, welcher seitens der Gesellschaft durch un­entgeltliche Beistellung der Localitäten gefördert wird und unter der Selbstverwaltung der Arbeiter sehr gut prosperirt.

Der Bau der Fabrik wurde im April 1870 begonnen und im November selben Jahres vollendet, worauf im Jänner 1871 der Betrieb eröffnet wurde.

Am 10. Juni 1871 verliess die erste Locomotive, eine Lastzugsmaschine der Oesterreichischen Nordwestbahn mit Schlepptender, die gesellschaftliche Werkstätte. In verhältnismässig rascher Folge gelangten bis zum Ende des Jahres 1873 146 Locomotiven und 120 Tender zur Ablieferung, hierunter 6 Stück Locomotiven sammt Tender für die Elsass-Lothringischen Eisenbahnen.

Die Krisis, welche im Jahre 1873 hereinbrach und durch längere Zeit jede Entwicklung in Industrie und Verkehr hemmte, verursachte natürlich auch eine empfindliche Stockung im Bedarfe an Fahrbetriebsmitteln der Eisenbahnen, und es kam nun eine längere Periode (18741879), welche sehr ungünstig für das junge Unternehmen verlief und nur unter grossen Schwierigkeiten überwunden werden konnte.

In diesem Zeiträume von sechs Jahren wurden bloss 118 Locomotiven abgeliefert (hievon 35 Stück für ver­schiedene ausländische Bahnen). Der Fabriksbetrieb war zeitweilig auf die Ausführung stabiler Dampfmaschinen, Dampfkessel und sonstiger maschineller Einrichtungen beschränkt.

i3z