400 Millionen jährlich. Die Zahl der unterseeischen Kabel für telegraphische Zwecke beträgt 1459 mit einer Gesammtlänge von 3 o 1.930 km.

Die in den gesammten elektrotechnischen Einrichtungen auf der Erde und den diesbezüglichen industriellen Unternehmungen investirten Capitalien dürften viele Milliarden von Gulden betragen. Von den im Dienste der Elektricität für Beleuchtungs- und Kraftzwecke stehenden Dampf- und Wasser­kräften lässt sich mit Bestimmtheit sagen, dass sie wenigstens die Zahl von zwei Millionen Pferdestärken erreicht haben, wenn diese Zahl überhaupt nicht schon überschritten wurde. Nur Preussen allein weist rein für diese Zwecke 2186 Dampfmaschinen insgesammt mit 149.000 HP auf. Ueberall ist man bestrebt, eine Verwerthung der billigen Wasserkräfte für elektrotechnische Zwecke herbeizuführen. Das glänzendste Beispiel in dieser Richtung bietet die in den letzten Jahren zur Durchführung gelangte Ausnützung der Niagarafälle, von denen allmälig 125.000 HP verwerthet werden sollen.

Bei dem im Vorstehenden durch einige Zahlen charakterisirten Umfange, den die elektrotechnischen Einrichtungen auf der Erde angenommen haben, ist es erklärlich, dass die Zahl der Menschen, welche im Dienste der Elektricität ihr Brot verdienen, eine ganz erhebliche ist. Ein englischer Physiker hat hierüber eine schätzungsweise Rechnung angestellt. Es wurden hiezu gezählt die Telegraphen- und Telephonbeamten, die Beamten und Arbeiter der Elektricitätswerke, der Elektricitätsgesellschaften und der Fabriken für elektrische Maschinen, Apparate, Kabel, Lampen u. s. w. Nach den statistischen Notizen wurde ermittelt, dass in England allein 200.000 Menschen und auf der ganzen Erde gegen 10 Millionen Menschen der Elektricität ihren Lebensunterhalt verdanken. Vor einem halben Jahrhundert bestand diese Einnahmsquelle überhaupt noch nicht, und erst vor zwei Jahrzehnten hat die rapide Steigerung in ihrem Um­fange begonnen. Die segensreiche Wirkung der Elektrotechnik kommt aber um so mehr zur Geltung, wenn man des Umstandes gedenkt, dass sie durch ihr Emporblühen nicht andere Erwerbszweige ver­nichtet, sondern, wie noch später speciell näher ausgeführt werden wird, auf andere Industriezweige belebend gewirkt und besonders vollständig neue Arbeitsstätten geschaffen hat. Man hat zwar seinerzeit in dem beginnenden Concurrenzkampfe zwischen dem Gas- und elektrischen Lichte eine erhebliche Schädigung der einen oder anderen Beleuchtungsart befürchtet. Glücklicherweise ist diese Befürchtung jedoch nicht eingetroffen, sondern es hat dieser Kampf bei der Gasbeleuchtung Verbesserungen zur Folge gehabt, die ihr die Concurrenz des elektrischen Lichtes erleichterten, und beide Beleuchtungsarten weisen bei dem fort­während sich steigernden Lichtbedürfnisse eine fortschreitende Tendenz in ihrer Anwendung auf.

Wie in allen Culturstaaten haben auch in Oesterreich die Fortschritte auf dem Gebiete der Elektro­technik, sowohl in ihrer Anwendung, als auch bezüglich der elektrotechnischen Industrie, bald festen Fuss gefasst.

Hinsichtlich des Beleuchtungswesens kann sich Oesterreich rühmen, das erste elektrisch beleuchtete Theater des Continentes zu besitzen. Im Jahre 1882 wurde das neuerbaute Stadttheater in Brünn durch die ehemalige Commanditgesellschaft Brückner, Ross & ConSorten in Wien und die Société élec­trique Edison in Paris mit elektrischer Beleuchtung im Ausmaasse von 850 Glühlampen und 5 Bogen­lampen von einer ca. 3 oo m vom Theater entfernten Centralstation aus versehen und am 14. November des genannten Jahres mit dieser Beleuchtung eröffnet. Freilich war es damals noch nicht möglich, die wichtigsten Theile dieser Anlage, wie die Dynamomaschinen, das Kabel und die Glühlampen, in Oesterreich selbst zu beschaffen, sondern sie mussten aus Amerika von den Werkstätten Edisons bezogen werden.

Bald darauf, nämlich um die Mitte des vorigen Jahrzehntes, hat die elektrische Beleuchtung auch rasch in verschiedenen Fabriken Oesterreichs, insbesondere in jene der Textil- und Zuckerbranche in Böhmen und Mähren Eingang gefunden, und sind dem Beispiele des Brünner Theaters auch bald alle anderen wichtigen Theater gefolgt. Das Interesse, welches unser Kaiser dieser neuen Beleuchtungsart entgegen­brachte, die Unterstützung, die sie erhielt, indem er die elektrische Beleuchtung des Jagdschlosses im k. und k. Thiergarten zu Lainz zur Ausführung bringen liess (1886) und die Anregung zur Einführung der­selben im Wildbade Gastein (1888) gab, welches damals für das kaiserliche Familien-Fideicommiss erworben wurde, haben nicht wenig dazu beigetragen, der jungen elektrischen Beleuchtungs-Industrie in ihrer Heimat Bahn zu brechen. (Die beiden genannten Beleuchtungsanlagen wurden von der Firma B. Egger & Co. in Wien ausgeführt.)

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