Die positiven und negativen Platten haben eine viereckige Gestalt und werden in folgender Weise hergestellt:

Zuerst lässt man Bänder aus Walzblei durch ein Walzwerk eigener Construction gehen, welches in das Blei­band ein entsprechendes Muster eindrückt. Nach Durchgang durch diese Walze sind die Bänder mit Längs- und Querrippen, sowie mit einer grösseren Zahl bürstenartig hervorstehender Zäpfchen versehen, welche zur Erhöhung der Festigkeit und zur Vergrösserung der Uebergangsfläche für den Strom dienen. Die R -Platten erhalten eine bedeutend höhere Zahl von Zäpfchen als die .S'-Platten, um die eben genannte Uebergangsfläche für den Strom zwischen Kern und activer Schicht noch weiter zu vergrössern. Die fertig gewalzten Bleibänder werden dann in einzelne Platten von entsprechender Grösse zerschnitten und mit den zur Stromableitung und Aufhängung dienenden Ansätzen versehen. Auf die Kernplatte werden nun die Bleisalze aufgetragen, welche nachher in einer alkalischen Lösung durch Elektrolyse zu reinem, schwammigen Blei reducirt werden. Diese Herstellungsweise schafft eine Platte, bei welcher die poröse Schicht äusserst fein untertheilt und mit dem Kern gewissermaassen verwachsen ist, was für die Lebensdauer der Platte, die dauernde Erhaltung der Capacität und den Wirkungsgrad des Accumulators von grösster Bedeutung ist.

Nach beendigter Reduction kommen die Platten in die Formationsräume, wo sie in elektrolytischen Bädern zu positiven und negativen Elektroden verwandelt werden.

Die auf diese Weise erzeugten Platten haben eine grosse Festigkeit, so dass sie nach Bedarf im fertigen Zustande in Theile geschnitten werden können und sogar starke Biegungen durch äussere Ursachen ohne Nach­theil vertragen. Dank der grossen Uebergangsfläche zwischen Kern und activer Schicht kann die Entladedauer bei den Platten bis auf eine Stunde und weniger und in ähnlicher Weise auch die Ladedauer innerhalb derselben Grenzen vermindert werden. Wie sehr sich dieses sorgfältig durchdachte Fabrikationssystem bewährt hat, beweisen bereits mehr als 1000 stationäre Batterien, die sich in Städte- und Bahn-Centralen, sowie Einzelanlagen in ununter­brochen tadellosem Betrieb befinden.

Transportable Accumulatoren.

Für transportable Accumulatoren werden leichtere Platten ohne sonstige Aenderung der Fabrikation her­gestellt. Als Gefässmateriah findet Hartgummi Anwendung, und die Montage der Platten in den Kasten wird mit grösster Sorgfalt dem Zweck entsprechend ausgeführt, um den Elementen die erforderliche Zuverlässigkeit und Haltbarkeit zu verleihen. Ihre wichtigste Verwendung finden die transportablen Accumulatoren für Bahnbetrieb sowie für Beleuchtung von Eisenbahnwagen und Privat- und Lohnfuhrwerk jeder Art.

In neuerer Zeit hat die Gesellschaft in Wien eine specielle Abtheilung für elektrische Wagenbeleuch­tung errichtet und stellt zu diesem Zweck die geladenen Accumulatoren leihweise gegen eine geringe Lade-und Leihgebühr zur Verfügung. Wie sehr diese ebenso bequeme wie billige Einrichtung einem lange gehegten Be­dürfnisse entspricht, beweist die Thatsache, dass schon innerhalb ganz kurzer Zeit eine sehr grosse Anzahl Abonnenten zur Anmeldung gelangt ist.

Beschreibung des Werkes in Liesing.

Das Fabriksgebäude ist nach dem Shedsystem durchgehends mit Oberlicht erbaut und mit einem der Länge nach geführten Hauptgange versehen, von welchem aus die Fabriksräume zugänglich sind, in denen die Fa­brikation in der oben beschriebenen Weise vor sich geht.

Es braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden, dass bei Einrichtung der Liesinger Fabrik alle Erfahrungen, die im Laufe der Jahre in der Fabrik des Stammhauses und in der Schweizer Schwesterfabrik ge­sammelt wurden, verwerthet worden sind.

Die Gesellschaft hat nicht versäumt, im Interesse der Aufrechterhaltung eines dauernd guten Gesundheits­zustandes der bei ihr beschäftigten Arbeiter ihr Möglichstes zu thun. Sind auch bei der vorläufig nur in be­scheidenem Maasstabe angelegten Fabrik die hierfür bis jetzt getroffenen Einrichtungen nicht sehr in die Augen fallend, so haben sie sich doch bereits vorzüglich bewährt. Hervorgehoben sei unter anderem, dass allwöchentlich eine eingehende ärztliche Untersuchung aller Arbeiter vorgenommen wird. Es ist des weiteren die Vorschrift ge­troffen worden, dass sich jeder Arbeiter wöchentlich wenigstens einmal der von der Fabrik kostenlos zur Verfü- gung gestellten Badeeinrichtungen zu bedienen hat. Ferner ist ein besonderer Waschraum vorhanden, in welchem die Arbeiter nach Fabriksschluss oder vor Beginn der Pausen Hände und Gesicht sorgfältig zu reinigen haben. Erst dann ist ihnen das Betreten eines besonderen Essraumes erlaubt. Die Haupt-, Dampf- und sonstigen Rohr­leitungen sind, um Unfälle bei Rohrbrüchen möglichst auszuschliessen, in einem längs der ganzen Fabrik geführten unterirdischen Gange untergebracht. Alle Fabrikationsräume sind mit Dampfheizung versehen und gut ventilirt.

In gleicher Weise wie in Liesing und Frankfurt a. M. werden die Pollakschen Accumulatoren für die Schweiz in Marly-le-Grand von der Société suisse pour la construction daccumulateurs électriques seit dem Jahre 1894 hergestellt. In Frankreich wird in Bälde die Compagnie Générale Électrique in Nancy, welche sich das Recht für die Fabrikation und den Vertrieb Pollakscher Accumulatoren für Frankreich erworben hat, mit der Herstellung von Accumulatoren nach dem System Pollak beginnen.

Die Gross-Industrie. III.

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