Beamten zu bedürfen. Dank der Einfachheit der Apparate entspricht das Telephon den Bedürfnissen des all­gemeinen Verkehres in einer Weise, wie sie bequemer und zweckentsprechender nicht gedacht werden kann.

Die Wichtigkeit der Telephonie im Localverkehre musste bald allgemeine Anerkennung finden. Viel länger hielt sich die Behauptung aufrecht, dass das Telephon nur in weit beschränkterem Maasse in die Ferne benützt werden kann, und in der That musste erst die Technik des Fernsprechwesens wesentliche Fortschritte machen, bevor es gelang, auf grosse Entfernungen eine entsprechende Laut­übertragung zu ermöglichen. Sind diese Grenzen wohl nach dem derzeitigen Stande der Technik noch immer enger gezogen als für die Telegraphie, welche selbst durch Oceane getrennte Welttheile geistig zu verbinden vermochte, so kann doch heute mit einer gewissen Sicherheit behauptet werden, dass die Zeit nicht mehr ferne ist, wo auch diese für die Telephonie fallen werden.

Gehen wir zur Geschichte der Telephonie über, so muss zunächst der Thatsache Erwähnung gethan werden, dass diese Erfindung in wenigen Jahren eine praktische Durchbildung erfuhr, wie sie der Telegraphie nur in einem Zeiträume von Decennien gegönnt war. Freilich darf dabei nicht un­berücksichtigt bleiben, dass die Telephonie zu einer Zeit entstand, als die Technik sich überhaupt schon auf einer hohen Stufe der Vollkommenheit befand, dass sie einen grossen Theil der Schwierigkeiten, elektrische Stromwellen in zweckmässiger Weise in die Ferne zu leiten, durch die Telegraphie überwunden vorfand, und dass damals bereits das Bedürfnis nach rascher Beförderung von Mittheilungen geweckt und durch die Ansprüche des Weltverkehres, des Handels und der Industrie in hohem Grade gesteigert war.

Versuche zur Fortleitung des Schalles auf mechanischem Wege datiren seit dem Jahre 1819, als Wheatstone seine «magische Lyra» construirte. Als Grundlage der Erfindung des elektrischen Tele­phons diente die Entdeckung des sogenannten galvanischen Tönens durch die amerikanischen Physiker Page und Henry im Jahre 1837. Die von den Genannten gemachte Beobachtung, dass ein Elektro­magnet durch einen intermittirenden Strom zum Tönen gebracht werden kann, führte den 1874 verstor­benen Lehrer Philipp Reiss in Friedrichsdorf bei Frankfurt a. M. dazu, 1861 das erste Telephon zu construiren, welches auf ziemlich grosse Entfernungen musikalische Töne und in zwar unvollkommener Weise selbst Worte übertrug. Leider gerieth, wie es mit deutschen Erfindungen öfter der Fall war, das Reisssche Telephon wieder in Vergessenheit, bis Graham Bell 1876 in Philadelphia mit seinem Sprachtelephon hervortrat.

Mit Recht erregte dieser Apparat, welcher in der Hauptsache nach dem Principe der modernen Fernhörer aus einer vor den Polen eines Elektromagnetes vibrirenden Eisenmembrane bestand, allge­meine Bewunderung, indem derselbe die deutliche Wiedergabe der Sprache auf meilenweite Distanzen ermöglichte. Dieses Telephon war es, welches in kurzer Zeit Verbreitung in der ganzen Welt fand und sich heute in verbesserter Form und mannigfachen in den Details von einander abweichenden Con- structionen bei allen Telephongarnituren als «Hörer» vorfindet.

Schon 1877 ist die deutsche Reichspostverwaltung mit der Einrichtung von Fernsprechanlagen vorgegangen, bei welchen das Telephon als «Sender» und «Hörer» benützt wurde.

Die erstgenannte Verwendung des Telephons als «Sender», wobei die durch die Schallwellen der Luft in Vibration versetzte Eisenmembrane elektrische Ströme in der Drahtspirale des Elektromagnetes hervorruft, hatte zur Folge, dass die Wirkung der ausserordentlich schwachen Ströme den praktischen Anforderungen namentlich auf grössere Entfernungen nicht entsprach. In der Absicht, die im Telephon zur Wirkung gelangenden Stromwellen hinreichend zu verstärken, construirte 1875 Edison auf Grund einer von Du Moncel 1856 gemachten Entdeckung, dass der elektrische Widerstand der Kohle mit der Stärke des auf sie ausgeübten Druckes sich verändert, sein Batterietelephon; denselben Zweck ver­folgte Hughes, der geniale Erfinder des Typendrucktelegraphen, mit seinem von ihm 1878 in London vorgeführten Mikrophon. Als dann noch weiters durch die Verwendung einer Inductionsspule behufs Trennung des Mikrophonstromkreises von der Leitung eine wesentliche Verstärkung der Wirkung des Mikrophons erzielt war, war das Problem der Telephonie gelöst; alle übrigen mehr oder minder com- plicirten Details, alle Nebeneinrichtungen, welche wir heute im Telephonbetriebe vorfinden und, wie z. B. die Multiplexumschalter, als Meisterwerke der Conception und der Technik bewundern, sind nicht mehr zur eigentlichen Fernleitung der Sprache nothwendig, sondern dienen nur dazu, den Telephon-

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