Bleikabel- und Verseilraum.

sich der alte Herr endlich im Jahre 1876, mit dem alten System zu brechen und eine kleine vierpferdige Dampf­maschine aufzustellen. Als Franz Tobisch jun. dies erreicht hatte, bemächtigte er sich sofort des neuen Fabrications-

artikels, nämlich der isolirten elektrischen Leitungsdrähte, und begann feine Kupfer­drähte mit Seide, Zwirn und Wolle zu um­spinnen, Wachsdrähte und sonstige schwä­chere isolirte Leitungen zu erzeugen. Franz Tobisch sen. fieng um diese Zeit an zu krän­keln und musste die Führung des Geschäf­tes grösstentheils seinem Sohne überlassen. Er starb nach langem Leiden in Purkers­dorf im 70. Lebensjahre, und sein Sohn Franz Tobisch jun. trat in der vollen Kraft des gereiften Mannesalters mit frischem Muthe und modernen Anschauungen an die Spitze des Geschäftes.

Franz Tobisch jun. bildete nun die Fabrication isolirter elektrischer Leitungs­materialien, den Errungenschaften der mo­dernen Elektrotechnik entsprechend, immer mehr aus. Nachdem ihm der Raum hiezu in seinem Hause in der Zieglergasse zu enge geworden war, kaufte er in der Schot­tenfeldgasse Nr. 60 ein grösseres Areale und errichtete dort im Jahre i883 die «Erste öst.-ung. Fabrik isolirter Kabel und Drähte für elektrisches Licht, Kraftübertragung, Telegraphie und Telephonie». Gleich im selben Jahre lieferte er die isolirten Leitungen für die Stadtbeleuchtungsanlage in Temesvär und erhielt den ehrenden Auftrag zur Erzeugung der isolirten Leitungen für die Beleuchtungsanlagen des k. k. Hofoperntheaters und des k. k. Hofburgtheaters, welchen Auf­trag er jedoch nicht mehr selbst ausführen konnte, denn der Tod raffte ihn am 9. December 1885 hinweg.

Seine Witwe, Frau Lina Tobisch, übernahm noch unter dem schmerzlichen Eindrücke des unersetzlichen Verlustes, welchen sie durch den Tod ihres Gatten erlitten hatte, unerschrocken die Leitung der Fabrik, welche damals schon einen ganz beträchtlichen Umfang angenommen hatte. Obwohl es schien, dass eine Frau kaum im Stande sein werde, ein technisches Un­ternehmen dieser Art zu beaufsichtigen und zu leiten, füllte Frau Tobisch, welche bis heute noch an der Spitze der Fabrik steht, ihre Stelle vollständig aus. Sie er­zeugte unter anderem die isolirten Ka­bel und Drähte für das k. k. Lustschloss in Lainz, die k. k. Hofburg in Wien, das k. u. k. technische administrative Militär- comite, das k. u. k. Marine-Militärcomite, ferner für die k. k. Postökonomieverwal­tung, das Lloydarsenal in Triest etc.

Frau Tobisch liess die mechani­sche Ausführung der Leitungen durch wissenschaftliche Untersuchungen contro- liren. Auf Grund der Ergebnisse dieser Untersuchungen, für welche sie in ihrer Fabrik ein mit allen Hilfsmitteln der mo­dernen Technik ausgestattetesMesszimmer einrichtete, erweiterte und verbesserte sie

das Verfahren bei der Herstellung isolirter Leitungen. Im Jahre 1895 wurde der Firma, welche sich unter der Leitung von Frau Lina Tobisch wiederholt erheblich vergrössert hatte, durch Verleihung des Titels «kaiserl. und königl. Hoflieferant» die ehrendste Auszeichnung zu Theil und erfreut sich dieselbe heute trotz der gewaltigen Concurrenz, welche ihr im In- und Auslande erwachsen ist, des besten Rufes.

Messinstrumentenraum.