CARL SUCHY & SÖHNE

K. U. K. HOFLIEFERANTEN K. K. LANDESBEF. UHRENFABRIKANTEN

WIEN.

as Ansehen, welches gegenwärtig die Uhrenfabriksfirma Carl Suchy & Söhne innerhalb der von ihr gepflegten Branche geniesst, verdankt dieselbe in gleicher Weise der verdienstvollen Wirksamkeit ihres Begründers, Carl Suchy, wie dem Streben seiner Nachfolger, den einmal erworbenen Ruf durch Festhalten an den überkommenen Traditionen zu bewahren.

Carl Suchy war zu Prag im Jahre 1794 geboren. Er hatte das Glück, in Franz Lehner, einem ausgezeichneten Uhrmacher aus dem Egerlande, welcher namentlich durch die Erzeugung vortrefflicher Stockuhren bekannt war, einen bewährten Meister zu finden, und wurde von diesem gründlich im Handwerke unterwiesen. Nachdem er am 15. November 1812 den Freibrief erhalten hatte, zog Carl Suchy, um seine Erfahrungen zu erwei­tern, in die Fremde und war durch sieben Jahre in München und anderen Städten Baierns, vorübergehend auch wieder in Prag als Gehilfe thätig. Nach Abschluss seiner Wanderzeit, im 26. Lebensjahre, begründete er mit recht bescheidenen Mitteln ein selbständiges Geschäft.

Der Erfolg war Suchy gleich von Beginn an günstig und unterstützte ihn in seinem redlichen Bemühen, die ursprünglich unansehnliche Werkstätte zu grösserer Bedeutung zu bringen. Schon nach wenigen Jahren hatte Suchy so viel Ersparnisse zur Seite gelegt, dass es ihm i838 möglich war, ein eigenes Haus auf einem der schönsten Punkte Prags, Ecke der Obstgasse und des Wenzelsplatzes, zu erwerben und daselbst einen schönen Laden seinem Geschäfte zu widmen. Dieses nahm von jetzt ab einen besonders lebhaften Aufschwung.

Um das Jahr 1844 fieng Carl Suchy an, Stockuhren selbst zu verfertigen, und es gelang ihm, diese Fabri- cation derart zu erweitern, dass er im Jahre 1850 bereits über 35 Gehilfen beschäftigte. Gleichzeitig mit den Stock­uhren begann er auch Pendeluhren herzustellen, welche sich heute noch eines verdienten guten Rufes erfreuen. Die Chronik meldet von der Gewissenhaftigkeit und Strenge, mit welcher der Meister in seiner Werkstätte waltete, und wie genau er auf die Güte der aus derselben hervorgehenden Erzeugnisse sah. Jedes von einem Gehilfen vollendete Werk musste Suchy zur Prüfung vorgelegt werden, und wenn es ihm nicht vollkommen gediegen er­schien, wurde es unnachsichtlich dem Amboss überantwortet. Nur die tadellosen Stücke erhielten den Firmen­stempel eingeprägt, der sie überall auf das beste einführte.

Schon nach kurzer Zeit sah Carl Suchy seine Thätigkeit durch officielle Anerkennung belohnt. Es wurde ihm in Würdigung seiner erprobten Fähigkeit der Titel eines k. k. landesbef. Uhrenfabrikanten zu Theil, und bald darauf folgte die Verleihung des Hoflieferantentitels; auch auf Ausstellungen fand Carl Suchy schon frühzeitig vielfache Beachtung.

Aber nicht allein in technischer Richtung war Carl Suchy hervorragend wirksam, auch was die commer- zielle Führung des Geschäftes anbelangt, stand derselbe auf der Höhe seiner Zeit. Der grössere Absatz von Uhren war bei den damaligen primitiven Verkehrs- und Handelsverhältnissen ein ungemein schwieriger; deshalb bezog Suchy alljährlich die Leipziger Messe, wo er für seine Erzeugnisse Abnehmer fand und hinwiederum Pariser Sturz­uhren an sich brachte, welche im Handel stark begehrt wurden.

Für seine vier Söhne wählte Carl Suchy das von ihm gepflegte Handwerk zum Beruf, und es gelang ihm, für dieselben einen vortrefflichen Lehrmeister ausfindig zu machen. Es war dies Josef Kosek, dessen Name in der Geschichte der hochberühmten böhmischen Uhrmacherei einen ehrenvollen Platz einnimmt. Nach Absolvirung philosophischer Studien ursprünglich zum geistlichen Beruf bestimmt, hatte ihn seine Vorliebe für die Kunst, sein Talent für mathematische und technische Fächer aus dem Kloster getrieben, und das Glück führte ihn zu dem genialen Mechaniker J. Bo2ek, mit dem er gemeinsam die höhere Uhrmacherkunst pflegte und damit so ausgezeich­nete Erfolge erzielte, dass er zum Uhrmacher der Prager Sternwarte ernannt wurde.

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