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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Dritter Band
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Seite
307
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DIE MÖBEL-KUNSTINDUSTRIE.

VON

SÄNDOR JÄRAY,

K. U. K. HOF-KUNSTMÖBELFABRIKANTEN.

ie Einrichtung von Wohnräumen hängt so innig mit den Wohnverhältnissen eines Landes oder Ortes, wie auch mit den Gewohnheiten der Bevölkerung zusammen, dass es nicht möglich ist, sich mit jener zu beschäftigen, ohne diese zu erörtern.

Die Wohnungsverhältnisse einer Stadt sind es, welche bestimmen, in welcher Weise die Wohnräume einzurichten sind. In London sowie in vielen Städten Deutschlands wird das System, Familien­wohnhäuser zu erbauen, gepflegt. In diesen Ländern ist demnach die Art der Inneneinrichtung eine andere wie in Paris oder Wien, wo noch immer vorherrschend grosse Miethhäuser für mehrere Parteien gebaut werden.

Zur Zeit des Regierungsantrittes Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph I. gab es, mit Ausnahme einiger Herrschaftspaläste, nur in der inneren Stadt grössere comfortable Miethhäuser, während die in den Vorstädten gelegenen kleineren Gebäude den heute an ein Heim gestellten Ansprüchen in keiner Weise genügten. Aus dieser Zeit kann man daher eigentlich nur von der Einrichtung der Herrschafts­palais sprechen.

Die Ausstattung derselben war nach der Bestimmung der einzelnen Räume verschieden. Die hohen, ausgedehnten Empfangsgemächer repräsentirten sich zumeist in der sogenannten Wiener Barock. Sie waren mit Vergoldung und Hochsculpturen reich geschmückt, in kräftigen Farben, roth, blau, gelb u. s. w., gehalten. Die Bekleidung der Wände bildeten Seidendamast und ähnliche Stoffe. Die Arbeiten stammten vorwiegend aus einer früheren Zeitperiode und zum Theile auch von fremden Künstlern namentlich Italienern. Anders stand es mit den intimen Wohnräumlichkeiten. Hier sah man gewöhnlich einfache, licht getonte Wände und die gleichen Plafonds, weisse Spitzenvorhänge verhüllten die Fenster. Die Möbel, aus Mahagoniholz gefertigt, polirt und mit Messingbeschlägen geziert, entsprachen dem Empirestil, wie er schon zur Congresszeit gepflegt wurde. Mit dem Charakter des Ganzen harmonirten auch die Möbelüberzüge, recht primitive Wollstoffe, prunklos und bescheiden wie alles Andere.

Eine eigentliche Möbelfabrication oder Etablissements für die Einrichtung ganzer Wohnungen gab es damals nicht. Man kaufte bei Tischlern und Tapezierermeistern oder auch bei Möbelhändlern.

Von den ersteren leisteten, was die technische Herstellung der Arbeiten betrifft, manche recht Tüchtiges, doch wurden nur Stücke ausgeführt, die von Kunden bestellt worden waren; die Anfertigung von grösseren Waarenvorräthen war nahezu unbekannt. Mit Bestellungen waren die Tischler dazumal nicht