«Bedeutung- nur seiner technischen Entwicklung und der die auswärtigen Erzeugnisse überragenden Primaqualität «seiner Producte zu danken hat. Dieser gute Ruf der österreichischen Fabrikate bildete bisher ihr Palladium, und «müsse es deshalb doppelt bedauert werden, dass durch die Einschmuggelung von gestückelten Möbeln unter dem «Titel ,Wiener Möbel aus gebogenem Holze diesem heimischen Exporte Gefahr drohe.

«Unter diesen Verhältnissen wurde es seitens der gedachten Kammer als sehr wünschenswerth bezeichnet, «dass die k. u. k. Consularvertretungen im Auslande auf diese imitirte Waare aufmerksam gemacht und veranlasst «werden möchten, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Unterscheidung solcher Pseudo-Bugholzmöbel, welche «oft unverlässliche, den Drechslerwaaren entlehnte Constructionen aufweisen, von den nach der guten alten Tradition «solid und dauerhaft hergestellten, echten Möbeln aus massiv gebogenem Holze zu lenken, da directe, seitens der «interessirten Fabrikanten in dieser Richtung unternommene Schritte oft nur Missdeutung und Vorurtheilen zu «begegnen pflegen.

«Indem ich diesen zu Gunsten eines hochentwickelten heimischen Industriezweiges an die k. u. k. Consular- «ämter gerichteten Appell der Olmützer Handels- und Gewerbekammer der wohlwollenden Beachtung derselben «wärmstens empfehle, könnte ich es nur mit Beifall begrüssen, wenn es dem k. u. k. Consularamte gelingen würde, «in geeignet erscheinender Weise die dortigen Importeure von Bugholzmöbeln und eventuell im Wege der Presse «das consumirende Publicum auf den Qualitätsunterschied der echten Wiener Bugholzmöbel und der imitirten Waare «aufmerksam zu machen.

«Wien, am 9. November 1898. «Für den Minister des Aeusseren

«Szögyeny m. p.»

Das Verfahren des Holzbiegens erfuhr durch Jacob & Josef Kohn wesentliche Verbesserungen, darin beste­hend, dass das Holz, abweichend von dem früheren System, bei welchem die Holzstäbe tagelanger Dämpfung und Auslaugung unterworfen waren, nur durch eine kurze Dampfeinwirkung während 510 Minuten zum Biegen prä- parirt wird, so dass die Holzfaser ihre ursprüngliche Zähigkeit behält. Die so zugerichteten Stäbe bieten der Ver­schraubung grössere Festigkeit und Haltbarkeit.

Eine nothwendige Folge dieser technischen Fortschritte war das Wachsthum des Unternehmens, die fort­gesetzte Erweiterung und Vermehrung der Werksanlagen der Firma. An die erste Fabrik, welche im Jahre 1868 in Wsetin in Mähren eröffnet wurde, reihte sich bereits im nächsten Jahre eine zweite in Fitsch in Mähren an. Im Jahre 1871 erfolgte der Bau einer Möbelfabrik in Teschen, 1872 einer solchen in Krakau, in die Jahre 18731880 fallt die Errichtung von P'abriksfilialen in Warschau und in Czenstochau, die im Jahre 1884 nach Radomsk in Russisch- Polen verlegt wurden, 1890 der Neubau einer weiteren Fabrik in Holleschau und innerhalb dieser Zeit die Creirung zahlreicher Fabriksfilialen. Die Gesammterzeugung dieser Fabriken beträgt täglich 4000 Möbelstücke aller Art. Die Zahl der bei diesem Unternehmen beschäftigten Arbeiter erreicht ungefähr 6000. 40.000 m 3 Buchennutzholz werden

in den Fabriken jährlich verarbeitet. Das Absatzgebiet der Bugholzmöbel wurde durch Jacob & Josef Kohn fort­gesetzt erweitert. Diese Firma hat seit ihrem Bestände alle überseeischen Bänder durch Reisende und Delegirte aufsuchen lassen, theils um den Absatz ihrer Producte zu vermitteln, theils um die Bedürfnisse jener Bänder fort­gesetzt zu studiren. Eigene Verkaufshäuser der Firma bestehen in Antwerpen, Barcelona, Berlin, Budapest, Ham­burg, Köln, Fondon, Madrid, Marseille, Mailand, Moskau, Neapel, Nürnberg, Paris, Rom, St. Petersburg und War­schau und überdies Vertretungen und Agenturen an allen wichtigeren Handelsemporien. Die Erzeugnisse des Hauses wurden durch 36 erste Medaillen und Ehrendiplome fast auf allen Ausstellungen der letzten 25 Jahre prämiirt, die Gesellschafter der Firma selbst anlässlich der Pariser Ausstellung 1878 durch den Ausdruck Allerhöchster Aner­kennung Sr. Majestät des Kaisers, sowie durch neun Commandeur-, Officiers- und Ritterkreuze österreichischer, spa­nischer, belgischer, deutscher und russischer Orden ausgezeichnet.

Bemerkenswerthe Wohlfahrtseinrichtungen in den Fabriken dieses Hauses geben auch einen Beweis für die den Arbeitern gewidmete Fürsorge. In dieser Richtung sind anzuführen: Invaliditäts- und Versorgungscassen, Kinderkrippen, Spar- und Vorschussinstitute, Zeichen- und Modellirschulen, regelmässige allgemeine Weihnachts- bescheerungen etc. etc.

Die Möbelfabrik in Teschen wurde durch die Besuche Ihrer kaiserl. und königl. Hoheiten weiland des Kron­prinzen Rudolf, weiland des Erzherzogs Albrecht, der Herren Erzherzoge Rainer und Friedrich beehrt und auch durch die Allerhöchste Besichtigung Seiner Majestät des Kaisers ausgezeichnet.

Nach dem am 17. September 1884 erfolgten Ableben des Begründers der Firma, Josef Kohn, wurde das Unternehmen von des letzteren Witwe, Rosa, und von deren Söhnen Carl, Julius, Felix und Johann Kohn fortgeführt. Der älteste der genannten vier Brüder, Carl, der an der Gründung und Feitung dieses Unternehmens durch ein Menschenalter hervorragenden Antheil genommen hatte, zog sich im Jahre 1895 ins Privatleben zurück, und wird die Firma nunmehr von Rosa, Julius, Felix und Johann Kohn gebildet.

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