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Biegerei (Bistritz am Hostein).

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Gelegentlich einer Ausstellung in Coblenz am Rhein im Jahre 1841 wurde der damals auf seinem Schlosse Johannisberg verweilende Fürst Clemens Metternich auf die von Michael Thonet ausgestellten Erzeugnisse auf­merksam gemacht und legte grosses Interesse für dieselben an den Tag, sodass er Thonet zu sich beschied, um sich das Wesen seiner Erfindung ausführlich von ihm auseinandersetzen zu lassen.

Diese zufällige Begegnung war gewissermaassen entscheidend, sowohl für das Geschick Michael Thonets, als auch für die weitere Entwicklung seiner Erfindung.

Auf den Rath des genannten Fürsten reiste Thonet nach Wien, um das von ihm für Oesterreich angemeldete Patent zu verwerthen. Der Empfehlung des Fürsten verdankte er manche Erleichterung und Begünstigung. Der österreichische Hof und viele Mitglieder der Aristokratie, auf die neue Erfindung aufmerksam gemacht, ertheilten Thonet Bestellungen, welche noch in Boppard ausgeführt wurden.

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Am 16. Juli 1842 wurde Michael Thonet von der k. k. allgemeinen Hofkammerdas von ihm ange­suchte Privilegium verliehen: «jede, selbst die sprödeste Gattung Holz auf chemisch-mechanischem Wege in beliebige Formen und Schweifungen zu biegen».

Obwohl diese Erfindung von vielen Seiten als eine epochemachende erkannt wurde, so hatte Michael Thonet trotzdem in den ersten Jahren seines Wiener Aufenthaltes mit den grössten Schwierigkeiten zu kämpfen, um dieselbe in einer für ihn lohnenden Weise zur Geltung zu bringen. Erst im Jahre 1849 gelang es ihm, sich selb­ständig zu machen, indem er im zweiten Stocke des Hauses Gumpendorfer Hauptstrasse Nr. 3g6 (jetzt Gumpen- dorferstrasse Nr. 74) eine eigene Werkstatt errichtete, wo er die Thätigkeit mit seinen Söhnen begann. Schon in diesen Arbeitsräumen wurde mit der Schaffung jener Sesseltypen begonnen, welche noch heute den Weltmarkt beherrschen; auch wurden hier die eingelegten, reich gezierten Kunstmöbel angefertigt, welche in der Londoner Weltausstellung 1851 berechtigtes Aufsehen erregten und grosse Anerkennung fanden. Es war dies die erste Welt­ausstellung, auf welcher Möbel aus gebogenem Holze exponirt wurden.

In diesem Jahre (1851) wurde auch das erste öffentliche Local, das damalige Kaffee Daum am Kohlmarkt, mit Sesseln aus gebogenem Holze eingerichtet. (Von diesen befindet sich noch heute ein Stück im Besitze des Technologischen Gewerbemuseums in Wien.) Dieser allgemeines Aufsehen erregenden Einrichtung folgten alsbald weitere in Wien und Pest.

Am 1. November 1853 übertrug Michael Thonet obgleich bis an sein Lebensende unermüdlich thätig bleibend das Geschäft an seine Söhne, und erfolgte an jenem Tage die Gründung und Protokollirung der Firma: Gebrüder Thonet. Als mit dem zunehmenden Bedarfe und der Vergrösserung des Geschäftes die ursprünglich in Wien, Gumpendorferstrasse errichtete Werkstätte zu klein geworden war, miethete Thonet im Jahre 1853 die nächst der Sechshauserlinie gelegene, zur ehemaligen Herrschaft Gumpendorf gehörige Mollardmühle sammt Wohnhaus und Nebengebäuden, wo vorläufig Raum genug vorhanden war, um der Fabrication eine grös^re Ausdehnung zu geben. Nach der Uebersiedlung in die Mollardmühle, im Sommer 1853, waren dort im ganzen 42 Arbeiter beschäftigt. Während bis jetzt nur Maschinen mit Handbetrieb der Erzeugung dienten, kam in diesem Jahre die erste kleine Dampfmaschine in Verwendung.

Bei der sich stetig erweiternden Fabrication und dem fortwährend steigenden Absätze der gebogenen Möbel erwiesen sich bald auch die Räume der Mollardmühle als unzureichend, und da die Beschaffung des nun in immer grösseren Quantitäten erforderlichen Buchenholzes von geeigneter Qualität sich ebenfalls immer schwieriger gestaltete, entstand das Bedürfnis, die Fabrication nach einer waldreichen, gut bevölkerten Gegend in der Provinz zu verlegen, wo frisch geschlagenes Buchenholz direct aus dem Walde beschafft werden konnte, und wo billige ländliche Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Die Wahl fiel auf den drei Meilen westlich von der Nordbahnstation Bisenz- Pisek gelegenen Marktflecken Koritschan bei Gaya in Mähren, woselbst im Jahre 1856 die erste grosse Fabrik zur Erzeu-

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