MUTHENTHALLER & ALBRECHT

MEERSCHAUM- UND BERN STEIN WA AREN-FAB RIK

WIEN.

ieses Unternehmen wurde im Mai i8g3 von Carl Muthenthaller, dem langjährigen Geschäftsleiter der Firma Aulich & Buxbaum, im Vereine mit Ed. Ziegler gegründet und unter der Firma «Muthenthaller & Ziegler» protokollirt. Im December desselben Jahres starb Ed. Ziegler, und an seine Stelle trat im Juli 1894 Rudolf Albrecht als Theilnehmer in die Firma ein, welche von da an «Muthenthaller & Albrecht» lautet.

Im Juni 1895 wurde das Geschäft durch Uebernahme des Waarenlagers der Firma Aulich & Buxbaum, deren Inhaber bei einer Bergpartie sein Leben eingebiisst hatte, vergrössert. Der langjährige Reisende dieser Firma, Herr L. Kanitz, trat zu gleicher Zeit in derselben Eigenschaft in das Geschäft ein und wurde im Jahre 1896 als öffentlicher Gesellschafter in die Firma aufgenommen.

Das Unternehmen hat trotz seines kurzen Bestandes schöne Erfolge aufzuweisen; es hat sich durch Fleiss und Ausdauer der Gesellschafter eine geachtete Stellung in der Geschäftswelt errungen und sich ein Absatzgebiet gesichert, welches es fortwährend zu vergrössern bestrebt ist. Die Firma hat schon im Jahre 1894, nachdem sie im Anfänge des Bestandes nur für den Wiener Platz arbeitete, Deutschland, Luxemburg, Holland und von 1895 an auch Italien bereisen lassen; ausserdem unterhält sie in London, Paris und Südamerika Vertretungen und be­sitzt auch in anderen Ländern der Welt ihre Kunden.

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Die Fabrik beschäftigt eine grössere Anzahl von Arbeitern in und ausser dem Hause und erzeugt alle in das Rauchfach einschlägigen Artikel aus Meerschaum und Bernstein im eigenen Betriebe.

Auslage- oder Schaustücke wurden von der Firma schon in grosser Zahl geliefert; die Ausführung derselben war nach dem Urtheile der maassgebenden Fachkreise sehr sehenswerth und der österreichischen Industrie zur grössten Ehre gereichend.

Das bedeutendste von diesen Kunstwerken wurde im vergangenen Jahre nach Paris geliefert; es brachte figürlich den historischen Moment zum Ausdrucke, in welchem der frühere Präsident der französischen Republik Felix Faure, umgeben von einigen Ministern, das russische Kaiserpaar sammt Gefolge gelegentlich dessen Auf­enthaltes in Paris im Jahre 1896 begrüsste. Dieses Meerschaumprunkstück war eine Pfeife in der Länge von 60 cm und in der Höhe von 3o an. Die Montirung war mit Ambroid und Silber. Auf der Silbertulpe, die den Pfeifendeckel vertrat, erhob sich, in Meerschaum geschnitzt, der französische Adler. An der Stirnseite der Pfeife waren zwei Frauengestalten als Russia und La France sichtbar, sich die Hände reichend, als Ausdruck der Allianz, gleich darunter ein Friedensengel. Das zweite hier abgebildete Stück stellt den «Jagdzug der Diana» nach Ma- karts Gemälde dar.

Wie aus Vorstehendem ersichtlich, ist die Firma bestrebt, die Alt-Wiener Kunstfertigkeit auf dem Gebiete des Drechslergewerbes wieder neu zu beleben, was ihr auch bis nun ehrenvoll gelungen ist. Möge das Jubel­jahr 1898 die schmerzvoll erwartete Besserung der geschäftlichen Verhältnisse herbeiführen, damit diese Industrie, die durch unsere Altvordern und deren Geschicklichkeit eine eigentliche Wiener Industrie geworden ist, gedeihe! Und so wollen wir hoffen, dass alle Betheiligten sich mit Rath und That gegenseitig unterstützen, und dass der Wahlspruch unseres geliebten Monarchen auch unserem Kunstgewerbe Segen bringen werde!

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