Wechsel der vielen Meister, deren Namen und Geschlechter wohl verschollen sind, bis zu Anfang dieses Jahrhun­derts, wo die Familie Bezdek in den Besitz dieser Gewerbsstätte gelangten.

Obwohl im Laufe der Jahre stetig vergrössert, gelangte diese Werkstätte erst in den Dreissigerjahren unseres Jahrhunderts zu einiger Bedeutung, hauptsächlich als der spätere Gründer der heute noch bestehenden Firma nach Ablauf seiner Gesellenwanderzeit in Schwaben, am Rhein und in Südfrankreich das Gewerbe allein und selbständig übernahm.

Hatte doch Enoch Bloch, der Begründer des Hauses, auf seiner weiten Wanderschaft etwas Tüchtiges erlernt, was nun dem heimischen Gewerbe zu Gute kommen sollte. Vor allem vergrösserte er die alte kleine Werkstätte durch Ankauf von neuem Grunde, vermehrte die Anzahl der Geschirre und war bereits zur Zeit des Antrittes der Regierung Sr. Majestät so weit, dass er um die sogenannte Fabriksbefugnis ansuchen konnte, welche er auch er­hielt; die gediegene Beschaffenheit des fabricirten Leders, welches nunmehr mit neuen Hilfsmaschinen bearbeitet ward, sicherte ihm reichlichen Absatz und Beschäftigung.

Seine Erzeugnisse, insbesondere die farbigen Brüsselleder, sowie die Sohl-, Ober-, Riemen-, Kalb- und Tor­nisterleder waren vortheilhaft bekannt und belobt, so dass er auch für den Bedarf der k. und k. Armee Leder zu liefern bekam, welches damals noch vom Aerar selbst verarbeitet (confectionirt) wurde.

Anfangs der Fünfzigerjahre trat sein Sohn Hermann Bloch, der jetzige Chef und Senior der Firma, sowie Ende der Fünfzigerjahre sein seither verstorbener Sohn Josef in die seit 1853 handelsgerichtlich protokollirte Firma, und zwar ersterer nach Absolvirung des Polytechnicums zu Wien, letzterer nach Erlernung des Handwerkes, und nachdem er auf der Wanderschaft als Geselle am Rhein und in Frankreich prakticirt hatte. Mit dem Eintritte der Söhne wurde der Umfang des Betriebes sehr erweitert. Es kam zu der bisherigen Erzeugung von gewöhnlichem Sohlleder noch das Kuh-Oberleder, sowie alle Ledersorten für den Militärbedarf und die Gerbung von Kalbfellen insbesondere zu Tornisterzwecken durch eigenes Verfahren, Sicherung gegen Mottenfrass, hiezu, so dass in den Jahren 185g, 1863/64 und 1866 diese Erzeugnisse für den Bedarf der k. k. Armee geliefert werden konnten. Es ist selbstverständlich, dass die Söhne alle damals bekannten Hilfsmaschinen theils erprobten, theils anwandten. Im Jahre 1872 wurde der Dampfbetrieb eingeführt. Im Jahre 1874 wurde die Firma Mitglied des Consortiums für die Lederlieferungen für das k. und k. Heer und errichtete in diesem Jahre ihre eigene Confectionsanstalt zur vollständig maschinellen Erzeugung aller fertigen Ledersorten für das k. und k. Heer, das ist Herstellung der sämmtlichen Fuss- bekleidungssorten, des Riemenzeuges, der Mannesrüstung, insbesondere des Tornisters. Diese Confectionsanstalt ist heute darauf eingerichtet, dass sie im Bedarfsfälle täglich bis zu 1000 Paar Fussbekleidungen und Rüstungssorten erzeugen kann, und ist derart angelegt, dass die rohe Haut, welche vom Fleischer in die Fabrik gebracht wird, als fertiger Gebrauchsgegenstand: Schuh, Riemen, Tornister etc. die Fabrik verlässt, da die Urerzeugung und Con- fection nach einem bestimmten System bis zur Fertigstellung vor sich geht.

Die Lederfabrik ist auf eine Production von 1215.000 Sohlleder, 810.000 Oberleder und 1015.000 Tor­nister eingerichtet, jedoch erzeugt sie nicht das volle Quantum, da auch in diesem Gewerbszweige infolge der grossen Concurrenz sich eine Ueberpröduction entwickelt hat und das Hauptabsatzgebiet in Ungarn nach und nach durch seine sich mächtig entwickelnde Industrie eingeengt wird. Die vorzügliche maschinelle Einrichtung und der Stand an langjährig geschulten Arbeitern setzen die Fabrik in die Lage, auch hohen Anforderungen, insbesondere für den Kriegsfall, zu entsprechen.

Es ist jedenfalls bemerkenswerth, dass zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern das beste Einvernehmen jederzeit herrschte, was dadurch zum Ausdruck kam, dass die Fabrik seit ihrem Bestände keinen grösseren Ausstand aufzuweisen hat, und dass selbst bei dem allgemeinen Gerberstrike des Jahres i8g3 in dieser Fabrik der Strike nur ein partieller war und bald endete. Das befriedigende Verhältnis wird auch durch den Umstand, dass mehr als die Hälfte der Arbeiter 1020 Jahre in dieser Fabrik thätig sind, illustrirt.

Im russisch-türkischen Kriege wurde mit Erlaubnis der österreichischen Regierung durch die persönliche Intervention des Hermann Bloch bei der russischen Regierung und der österreichischen Heereslieferungsgesellschaft eine sehr bedeutende Lieferung von Fussbekleidung für die russische Armee zur vollsten Zufriedenheit der russischen Armeeleitung abgeschlossen und in einer bis dahin noch nicht erreichten kurzen Zeit abgewickelt.

Im Jahre 1877 trat Enoch Bloch aus der Firma und überliess seinen Söhnen und Mitarbeitern Hermann und Josef Bloch das nunmehr weitverzweigte Geschäft. Nach dem Tode Josefs im Jahre 1884 übernahm Hermann allein die Führung des Betriebes unter Mithilfe seines Sohnes Leopold, welcher in Gemeinschaft mit dem Sohne August im Jahre 1892 in die Firma eintrat. Hermann Bloch, der jetzige Chef und Senior, ist Handelskammerrath, Handels­gerichtsbeisitzer, Censor der Oesterr.-ungar. Bank und Cultusvorsteher.

Die .Erzeugnisse der Firma wurden bei den Weltausstellungen Paris und Wien 1873 mit ersten Preisen prämiirt.

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