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Schleudermühlen.

zuführen konnte, so wurde deshalb doch auch diese Richtung nicht vernachlässigt. Als ausländisches Leder noch mit so geringen Eingangszöllen belegt war, dass es sich für den österreichischen Lederhändler rentirte, dasselbe hier einzu­führen, und dem österreichischen Fabrikate eine kaum zu beugende Concurrenz erwuchs, da musste sich der österreichische Lederindustrielle die Frage stellen, wie er die ausländische, hauptsächlich englische und amerikanische Concurrenz in Sohlenleder erfolgreich bekämpfen könnte. Und das war keine leichte Sache. Die Erhöhung der Zölle auf irgend eine Weise herbeizuführen, war pure Un­möglichkeit, da musste man schon des Uebels auf andere Weise Herr werden.

Die Chefs der Firma legten sich die Frage vor, welche Vorzüge das Leder ausländischer Provenienz vor dem heimischen aufweisen könne. Vor allem den billigeren Preis und erst in zweiter Linie das gefälligere Aussehen, die Appretur, während die Gerbung des Leders österreichischer Provenienz sogar besser war als die des englischen und amerikanischen. Hier war der Punkt, an dem der Hebel angesetzt werden musste. Um billiger zu erzeugen, musste so Manches in der Erzeugung total geändert werden, manche Anlage zerstört und dafür eine neue, bessere errichtet werden; um dem Leder ein gutes, gefälliges Aussehen geben zu können, musste an Stelle der Handarbeit auch bei der Appretur Maschinenarbeit eingreifen, und war es hierzu nöthig, theuere Arbeitsmaschinen, nach englischen Typen erzeugt, aufzustellen und dazu wieder erst Arbeiter abzurichten. Die Firma beschloss, mit dem Alten gründlich aufzuräumen und das Reform­werk von Anfang bis zu Ende durchzuführen. Im Jahre 1877 wurden die alten Steinmühlen beseitigt und anstatt dieser Schleudermühlen auf­gestellt, welche im Vergleiche zu den alten Mustern ein vielfaches Quantum Gerbstoffes, Valonea, Knoppern, Myrabolanen u. s. w. zu jedem gewünschten Korn verkleinern und so dem Gerber ermöglichen, den Gerbstoff in der jeweilig geforderten Beschaffenheit zu erhalten. Diese Mühlen sind hier im Bilde dargestellt.

Da es wiederholt vorkommt, dass sich unter den Gerbstoffen Nägel, Schrauben und sonstige Eisenbestand- theile vorfinden, die, mit dem Gerbstoffe vermahlen, in dem mit letzterem behandelten Leder schwarze, nicht zu beseitigende Flecken hervorrufen, so wurden vor dem Einlauf in die Mühle grosse Magnete angebracht, die alle Eisentheile an sich ziehen, um den Gerbstoff von solch üblen Beithaten gründlich zu reinigen.

Ferner sah man auf eine richtige Behandlung der rohen Häute, welche nach dem mehrmaligen Auswässern in die Aescher gelangen, wo die Lockerung der Epidermis besorgt wird, um dann die Vorarbeiten an der thierischen Haut leicht, aber ohne Nachtheil für die eigentliche Lederhaut vornehmen zu können.

Auch in der Vorgerbung und in der Grubengerbung wurde der Betrieb dadurch rationeller gestaltet, dass man mög­lichst gereinigte Lohbrühen herstellte und in den Gruben wohl genügende Mengen von Gerbstoffmehl verwendete, jedoch ge­naue Beobachtungen aufstellte, wie viel eine Haut im bestimm­ten Gewichte aufnehmen müsse, um vollkommen satt gegerbt zu sein. Dadurch wurde ein sicherer Maasstab für den Gerb­stoffverbrauch geschaffen und der Verschwendung an theueren Gerbstoffen vorgebeugt. Hatte man nun nach dieser Methode ein in Bezug auf die Gerbung vorzügliches Fabrikat geschaffen, so musste ferner darauf geachtet werden, demselben das vor- theilhafteste Aussehen zu verleihen. In dieser Phase der Leder­erzeugung mussten nun die neuen Appreturmaschinen, welche auf dem übenstehenden Bilde ersichtlich sind, helfen.

Die Maschinen bewiesen auch von allem Anfänge, dass man nicht umsonst Vertrauen in ihre Leistungsfähigkeit gesetzt habe. Der österreichische Lederfabriksarbeiter, der bis dahin alle diese Appretirungsarbeiten mit seinen Händen zu verrich­ten gewohnt war, stellte sich wohl mit einigem Zagen zur Maschine, und die ersten Producte seines Fleisses waren nicht eben tadellos. Die Chefs selbst weilten stundenlang bei den neuen Maschinen, und wenn die Ausdauer eines Arbeiters zu Ende zu gehen drohte, feuerten sie ihn durch freundlichen

Zuspruch an, in seiner Arbeit fortzufahren, da sie endlich doch von Erfolg gekrönt sein werde. Von Tag zu Tag konnte man die Wahrnehmung machen, dass die Leder in immer besserer und vortheilhafterer Beschaffenheit aus der Zurichtung kamen, so dass man endlich bei einem bestimmten Verfahren in der Appretur bleiben konnte.

Arbeiter bei den Vorarbeiten in der Gerberei.

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