JOSEF STÖGERS ERBEN

LEDERFABRIK

LINZ.

ehr als hundert Jahre im Familienbesitze, hat sich dieses Unternehmen von den geringfügigen An­fängen einer Kleingerberei zur heutigen Höhe emporgeschwungen.

Das Gerbereigewerbe war zur Zeit der Gründung des in Rede stehenden Hauses ein voll­ständig handwerksmässiger Betrieb, in den engen Rahmen zünftischer Gestaltung und Organisation gezwängt, und bewahrte diesen conservativen Charakter bis vor wenigen Jahrzehnten. Das Gewerbe wurde mit wenigen Gehilfen oder durch Heranziehung der eigenen Söhne ausgeübt, der Absatz gieng direct an die Schuhmacher der nächsten Umgebung, die Erzeugung der feineren Waare wurde im allgemeinen noch nicht betrieben. Erst nach Aufstellung einer freieren, die natürliche Entwicklung nicht hemmenden Gewerbeordnung und Ersetzung der altvorderischen Handarbeit durch Maschinenkraft konnte im Ledereiwesen jene Evolution stattfinden, welche auch diese Branche auf die allgemeine Höhe der Gross-Industrie führte und speciell in Oesterreich einen glanzvollen Aufschwung der inländischen Lederproduction und die Befreiung vom Importe ermöglichte. Die Stögersche Gründung hat diesen ganzen Entwicklungsgang durchgemacht und ist, mit den jeweiligen Verbesserungen jederzeit Schritt haltend, hinter den modernsten Etablissements der Neuzeit nicht zurückgeblieben.

Hervorragendsten Antheil hieran nahmen wohl in erster Linie Josef Stöger, geboren im Jahre 1818, gestorben im Jahre 1881, und dessen Gattin Maria Anna Stöger, geboren im Jahre 1825, gestorben im Jahre 1896.

War Josef Stöger ein tüchtiger Fachmann und unternehmender Kaufmann, so war seine Gattin eine unendlich fleissige und sparsame Frau, deren geschäftliche Tüchtigkeit sicherlich hinter der eines Mannes nicht zurückstand. Sie erbrachte dafür während der Zeit nach dem Ableben ihres Gatten und nach dem Austritte ihres Schwieger­sohnes Robert Weingärtner sen., welcher im Jahre 1882 in Wien, II. Bez., Handelsquai selbständig eine Lederfabrik begründete, bis zu ihrem seligen Ende durch die tadellose Führung der Fabrik einen glänzenden Beweis.

Ihr Enkel Robert Weingärtner jun., der jetzige Alleininhaber der Firma, mag stolz auf das Werk seiner Vorfahren als das Product fleissiger und intelligenter, aber auch streng ehrlicher Arbeit zurückblicken.

Die Fabrik ist maschinell nach modernen Systemen eingerichtet. Ihre Erzeugnisse sind Pfundleder, Knoppern­terzen und Fichtenlohterzen, welche Specialitäten sich infolge ihrer soliden Gerbung einen weit über die Grenzen des Kronlandes hinausreichenden guten Ruf erwarben und dauernd erhielten.

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