OESTERREICHISCH-AMERIKANISCHE GUMMIFABRIK-ACTI EN GESELLSCHAFT

WIEN.

u Beginn des Jahres 1881 wurde von den Herren Schnek, Kohnberger und Mandl eine bis dahin als Cementfabrik dienende Realität in Breitensee bei Wien (jetzt Wien, XIII. Bezirk, Hütteldorfer- strasse) erworben und durch bedeutende Erweiterungen, sowie wesentliche Umbauten zu einer an­sehnlichen Betriebsstätte für die Erzeugung von Weichgummifabrikaten umgestaltet. Die Protokollirung der Firma «Oesterreichisch-Amerikanische Gummiwaarenfabrik von Schnek, Kohnberger & Mandl» erfolgte im Sommer T 881, die Inbetriebsetzung des Etablissements in Breitensee am i. September desselben Jahres.

Das junge Unternehmen, welches von Anfang an seine Thätigkeit mit Geschick und Glück auf alle Gebiete der weitverzweigten Gummiwaarenfabrication erstreckte, gedieh in erfreulicher Weise und zeigte schon in den ersten Jahren seines Bestandes auf allen Gebieten seiner Thätigkeit eine aufsteigende Entwicklung. Für das stetige Wachs­thum der Unternehmung legen einige später angeführte statistische Daten beredtes Zeugnis ab.

Die 1889 erfolgte Umwandlung in eine Actiengesellschaft unter der Firma «Oesterreichisch-Amerikanische Gummifabrik-Actiengesellschaft Wien» stellte das Etablissement auf eine breitere Basis.

Im Jahre 1891 constituirte sich unter der Initiative und Mithilfe dieser Unternehmung in Ungarn eine neue Gesellschaft unter der Firma «Ungarische Gummiwaarenfabrik-Actiengesellschaft in Budapest», deren Fabrik sich gleichfalls in zufriedenstellender Weise entwickelt.

Ferner erwarb die Gesellschaft 1895 eine im Privatbesitz befindliche Gummifabrik in Prag (Wysoüan) und führte dieselbe als Filialfabrik bis zum Jahre 1897 weiter. Im Sommer des Jahres 1897 wurde dieses Unternehmen unter der Firma «Prager Gummifabrik-Actiengesellschaft» selbständig gemacht.

Die Oesterreichisch-Amerikanische Gummifabrik-Actiengesellschaft hat seit ihrem Bestände ihr Hauptaugen­merk auf die Erzeugung jener Gummiwaaren gelegt, welche für technische Zwecke Verwendung finden. Es sind das Gummiplatten mit und ohne Einlagen, aus denen Dichtungen für Luft-, Dampf- und Wasserrohrflanschen, für Schieberkasten und Dampfcylinder an Dampfmaschinen geschnitten werden, ferner Schnüre mit und ohne Einlage zum Abdichten von Kessel- und Mannlochdeckeln, Ringe für Wasserstandgläser, Ventilkugeln, Scheiben und Klappen für Pumpen aller Art, Maschinentreibriemen mit Baumwolleinlagen, welche namentlich in mit Wasserdampf gefüll­ten Räumen, wie in Brauereien, Zuckerfabriken, Papierfabriken, Bleichereien und vielen chemischen Fabriken grosse Vortheile bieten. Schläuche aus Kautschuk werden entsprechend der ausserordentlich mannigfaltigen Verwendungs­art in den verschiedensten Qualitäten und Confectionirungsarten herg'estellt, insbesondere Schläuche ohne Einlage für chemische Laboratorien aus Patentgummi und solche für Leuchtgasleitungen, Abziehschläuche und Heber­schläuche für Wein, Bier, Essig, Sprit, Oele, Petroleum, Säuren, Laugen und gespannten Wasserdampf; rücksicht­lich des letzteren Zweckes sind die zur Beheizung von Eisenbahnwagen gebräuchlichen Dampfheizungsschläuche besonders hervorzuheben. Schläuche, welche dazu benützt werden, um Flüssigkeiten durch Ansaugen zu heben, oder die einen hohen inneren Druck auszuhalten haben, werden durch Einbettung von Metallspiralen widerstands­fähig gemacht (sogenannte Spiralschläuche).

Die in Oesterreich-Ungarn in ausgedehntem Maasse betriebene Zuckerfabrication braucht für ihre Special­zwecke eine Reihe von Gummiwaaren, wie Filterpressenringe, Gummischlauchrahmen oder Schlauchringe (soge­nannte Dautzenbergsche Schläuche), Manchetten, Apparatringe, Conusse und Scheiben für die Saturation etc., welche alle in grossen Massen erzeugt werden. Für Papierfabriken werden Nasspresswalzen, Siebleder und Deckel­riemen erzeugt, ferner Walzenbezüge für Wring- und Appreturmaschinen, desgleichen Drucktücher für Zeugdruck. Specialartikel, welche der in Oesterreich vielseitig gepflegte Weinbau benöthigt, bilden ausser den schon genannten Weinschläuchen die- für die Peronosporaspritzen nothwendigen Gummischeiben und Schläuche, sowie die in grossen Mengen verlangten Gummibänder zur Grünveredlung der Reben. Die als Fussbodenbelag beliebten, in Räumen

3gi