hatte Talbot in England die Quellbarkeit der Lichtbilder auf Chromat­gelatine entdeckt; an diese Beobachtung anknüpfend, machte Paul Pretsch, welcher bald nach der Berufung Auers, im Jahre 1842, in die k« k« Hof- und Staatsdruckerei eingetreten war, angeregt durch dessen Naturselbstdruck, die Erfindung der Photogalvanographie« Das Abformen der Naturobjekte brachte ihn auf die Idee, die durch Licht erzeugten Reliefs auf Chromatgelatine in ähnlicher Weise gal­vanoplastisch abzuformen und zum graphischen Druckverfahren nutzbar zu machen« In voller Würdigung der Bedeutung derselben hat Auer Pretsch zur praktischen Durchführung seiner Erfindung die Mittel des Staatsinstituts zur Verfügung gestellt und ihm auch die finanzielle Ausnützung derselben gestattet« Pretsch nahm 1854 ein ähnlichesPatentaufseinePhotogalvanographie wiejenes, dasWorring ein Jahr zuvor, und zwar ebenfalls mit Unterstützung Auers für den Naturselbstdruck erworben« Die nach seiner Methode hergestellten Druckplatten brauchten zwar viel Retusche durch die Hand des Kupferstechers, lieferten aber schöne Halbtonbilder« Pretsch reiste nach London, das er irrtümlicherweise für den richtigen Ort ansah, seine Erfindung fruchtbar zu machen und wo er die Photogalvano- graphic Company gründete« Die Erfahrungen, die er hiebei machte, bilden ein würdiges Seitenstück zu der Art und Weise, in welcher seinerzeit der Erfinder der Schnellpresse, Friedrich König, von seinem unternehmenden Teilnehmer, Thomas Bensley, ausgebeutet worden war« Für alle Enttäuschungen, die er erlitten, bot auch die bei der Londoner Weltausstellung von 1862 für die photographisch her­gestellten Kupfer- und Buchdruckplatten ihm verlieheneeinzige Medaille dem Erfinder der Photogalvanographie keineswegs Ersatz« Er kehrte 1863, an Leib und Seele gebrochen, nach Wien zurück und fand in der Hof- und Staatsdruckerei seine letzte Zufluchtsstätte« Die Pretschsche Methode wurde allerdings schon in den Sechzigerjahren, wo es sich um Herstellung von Buchdruckplatten handelte, durch das sogenannte Pigmentverfahren verdrängt, welches sich in natur- gemä§er Konsequenz aus der Pretschschen Erfindung entwickelt hatte und zum Beispiel im k« u« k« militärgeographischen Institut in Wien noch gegenwärtig zur Herstellung von Landkarten benützt wird« In den Halbtonheliogravüren wurden diese galvanischen Methoden durch die schnelleren Atzmethoden erseht« Das Verdienst eines Pretsch, für seine Zeit bahnbrechend gewirkt zu haben, wird dadurch in keiner Weise geschmälert« Die nach seinem am 26« August 1873 erfolgten Tode laut gewordenen Stimmen, welche ihm die Priorität seiner Erfin­dung streitig zu machen suchten, mußten angesichts der überein­stimmenden Zeugenaussagen redlicher und hochverdienter Männer

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