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Das Wasser im alten und neuen Aegypten : Vortrag, gehalten am 17. Januar 1891 im Klub der Landwirthe zu Berlin / von Max Eyth.
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Hacken und Strohkörbchen in Bewegung, ließ die Pyramiden stehen und schuf das Riesenwerk, das wir begraben und ver­gessen in der Wüste wiederfinden. Aber neben dem märchen­haften dieses Kreislaufs der Culturgeschichte bietet dieselbe eine tief zu beherzigende praktische Lehre. Es giebt Aufgaben des Lebens, bei denen die ungehinderte individuelle Kraft des Einzelnen am sichersten das gewünschte Ziel erreichen wird. Es giebt andere, bei denen eine freie, die eigene Thätigkeit bestimmende Vereinigung Einzelner zu gemeinsamem Wirken erforderlich ist. Es giebt aber auch Aufgaben, und sie ge­hören zu den wichtigsten und größten, bei denen allein das Gemeinwesen als Ganzes, der Staat mit seiner gestimmten Kraft und Intelligenz, fähig ist, die höchsten Probleme zu lösen. Dies haben die alten Aeghpter begriffen, ehe sie lesen und schreiben konnten. Aus ihrer Wafferwirthschaft ist ohne allen Zweifel ihre frühreife staatswirthschastliche Entwicklung hervorgegangen; ihre heutige Staatswirthschaft kennt keine höhere Aufgabe, als die Wasserwirthschaft dieses wunderbaren Landes. Möge auch bei uns diese Erkenntniß mit der Zeit durchdrungen und Verhältnisse schaffen, die uns annähernd geben, was die Aeghpter vor 5000 Jahren besaßen.

(Lebhafter Beifall.)

Druck von Julius Becker. Berlin 8., Blücherstraße 3b.