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Der Krieg in Deutsch-Südwestafrika 1904-1906 / von K. Schwabe
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Die Erwerbung des Landes durch die Deutschen.

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bewaffnet und selbst Eroberer waren. Zudem mutzte die durch die Eigenart des Landes bedingte Lebensweise seiner Eingeborenen und deren Charakter mit einer stärkeren Einwanderung logischerweise kollidieren.

Südwsstafrika ist das Land der Steppsnwsiden; mit Ausnahme der Ovambo sind seine Bewohner, vor allen aber die Berero, viehzüchtsnds Nomaden, deren Lebensführung naturgemäß weit ausgedehntere Gebiete beansprucht als die einer seßhaften, Garten- oder Ackerbau betreibenden Bevölkerung. Die Berero besaßen nun allerdings derartig ausgedehnte Gebiete, daß sie zunächst keinen Grund hatten, irgend welche Unruhe zu zeigen, trotzdem aber nahm ihre Erregung mit der wachsenden Einwanderung Weißer dauernd zu. Sie gaben an, daß sie durch diese in ihrer Existenz bedroht würden, und bewiesen ihre üble Laune durch zahlreiche Grsnz- überschreitungsn in den fahren 1895,46, indem sie behaupteten, im eigenen Lande nicht genügende Weide kür ihre Berden zu finden.

Und doch konnte in diesen ersten fahren der Entwicklung Südwest­afrikas von einer Einengung der Berero durch die deutschen Einwanderer keine Bede sein. Bis wenigen §armer, die damals um Windhuk, am Auas- gebirge, bei Seeis und weiter östlich bis nach Gobabis zu saßen, hielten sich vor den Berero ängstlich zurück und die von ihnen erworbenen Ländereisn gehörten nicht zum Bsrerolande, sondern zu einem herrenlosen Landstrich, zu einer gewissermaßenneutralen Zone", deren Existenz nach den Briegsn zwischen Berero und Baman von beiden Parteien stillschweigend anerkannt worden war.

Aber wenn man auch bei weitgehendster Berücksichtigung des Bomadsn- charakters der löersro ihre infolge der doch nur sehr langsam zunehmenden Einwanderung wachsende Unruhe sich dahin erklären kann, daß sie nicht von heute auf morgen, sondern in eins fernere Zukunft sahen, so brachte doch das Jahr 1847 einen vollständigen Umschwung der Lage: die Rinderpest dezimierte die nach löunderttausenden zählenden Berden der Berero und brachte das Volk in seiner Entwicklung und seinem Bationalvermögsn um Jahrzehnte zurück. Logischerweise konnten die Berero den Vorwand, daß ihr Landzu klein" sei, nun nicht mehr geltend machen. Jetzt aber trat ihr wahrer Charakter hervor, ihre bereits von mir erwähnte unersättliche und unberechtigte Ländergier, ihre Anmaßung und Ueberhebung. Und da sie ein starkes und selbstbewußtes Volk waren, blieb die infolge der all-

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