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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Askari und einem Boy einer dritten jährte, die sich deutlich im Grase abzeichnete, noch einige hundert Schritt weit, bis sie sich in einem Busch verlor. Mr umgingen nun den Busch mehrfach. Da die Fährte aber nicht hinausführte, mußte sich der Löwe dort drinnen versteckt haben, keine zehn Schritt von uns entfernt. Was war zu tun? Ich befahl den Askari, aus die andere Seite des Busches zu gehen, um den Löwen durch Geschrei herauszujagen, und stellte mich selbst in geringer Entfernung davon auf. Einer von ihnen, einer der wenigen Massai, welche nach Einstellung in die Schutztruppe die diesem kriegerischen Stamme wenig zusagende Friedensarbeit aus die Dauer ausgehalten haben, ein vorzüglicher, bildhübscher Bursche und mein ständiger Begleiter auf allen Streifereien, näherte sich furchtlos dem Busch, um ihn aus seinen Inhalt hin zu untersuchen. Da plötzlich erdröhnte, markerschütternd, in unmittelbarster Nähe das Nngrisfsgebrüll des Löwen drei­mal kurz hintereinander. Und schon fuhr er heraus mit angelegten Gehören und offenem Nachen, mitten zwischen uns hinein, uns blitzschnell annehmend. Mr wichen alle zurück. Der lNassai befand sich an meiner linken Seite, nur wenige Schritte von mir entfernt. Laut schreiend und sinnlos vor Erregung hielt er fliehend den linken Arm mit dem Gewehr dem Löwen entgegen. Über im Nu hatte dieser ihn gepackt. Eine Pranke schmetterte aus den Arm nieder, während das Maul sich in der Hüfte des Unglücklichen vergrub. Im nächsten Augenblick lagen beide in engem Knäuel am Boden. In dem­selben Moment aber riß ich meine Büchse an die Backe und mit einer Kugel, auf fünf Schritt Entfernung abgegeben, aber in der Eile und Aufregung schlecht sitzend, flüchtete der Löwe in zwei langen Sätzen grollend ins Gebüsch zurück, ehe ich noch Zeit hatte, an die zweite Kugel zu denken.

Der Massai lag zwar blutüberströmt auf der Erde, aber ernstliche Verletzungen hatte er nicht davongetragen, stark mitgenommen waren nur der linke Arm, in den sich die Pranke des Löwen eingegraben hatte, und die linke Seite, die noch lange die Narben des Bisses zeigte. Ich verband nun den fast Besinnungslosen so gut es ging mit meinem Taschentuch, um das Blut zu stillen. Einige Schluck Wasser und die unglaubliche Zähigkeit der Schwarzen im Ertragen von Verwundungen ließen ihn sich bald so weit erholen, daß er den fünfstündigen Marsch zum Lager ohne große Ermüdung zurückzulegen vermochte.

Als wir kurz darauf die Nachsuche aus den verwundeten Löwen unternahmen, habe ich mich über den Schneid der schwarzen Askari