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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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schließenden Kette seiner Beobachtungen zu ergänzen. Fünf volle Tage habe ich auf die Büffeljagd verwandt, aber alle meine Anstrengungen, ein Exemplar zu erlegen, schlugen fehl. (Oft kam ich an ein Rudel heran, aber nicht zu vermeidende Geräusche, das Krachen eines Papyrusstengels oder ein falscher Windstoß verrieten den Jäger und machten seine Be­mühungen zuschanden. Bei herrlichem Vollmondschein habe ich auch die Nacht­ruhe geopfert, um mein Ziel zu erreichen. Vom Lager, welches eine Stunde südlich verlegt worden war, pirschte ich bis Mitternacht in diesem un­wirtlichen und unglaublich schwierigen Gelände umher. Gft hörte ich die Büffel rings um mich her durch den Papyrus ziehen und mit der Büchse an der Wange erwartete ich ihr Erscheinen auf einer der vielfachen Lichtungen. Alles vergebens. Ich kam nicht ein einziges Mal zum Schuß und enttäuscht kehrte ich ins Lager zurück, von Moskitos entsetzlich zer­stochen. Lange vor Tagesanbruch brach ich schon wieder auf. Das charak­teristische, kurz ausgestoßene Gebrüll eines Leoparden fesselte mich zuerst. Aber trotz des Vollmondscheines sichtete ich ihn nicht. Abermals ging es hinein in den Sumpf, nur mit dem getreuen Gmbascha Mtoni, meinem Be­gleiter aus der Massaisteppe von 1905. Alle anderen Leute blieben am Ein­gang des Sumpfes zurück. Nesultatlos wieder bei den Leuten angelangt, zeigten sie mir die frischen Fährten zweier Löwen, die auf Büchsenschuß­weite herangekommen, auf ihr Geschrei sich aber davon gemacht hatten. Auch das noch!

Der 23. Juli brachte wieder Korrespondenz. Ein Brief von Weiß, vom Gregero datiert, mit der Bitte um Nahrungsmittel lief ein. Er hatte sich augenscheinlich mit der Verpflegungskarawane gekreuzt. Ferner erhielt ich einen Bries von kjauptmann von Grawert, dem Residenten von Nuanda, welcher mich einlud, auf dem Weitermarsche vom Mohasi zum Kiwu-5ee die Residenz des Sultans Msinga von Ruanda zu besuchen, wo er uns erwarten wollte und wo zu unserem Empfange schon große Vorbereitungen getroffen würden. Ein Bericht nach Leipzig nahm ferner den ganzen vor­mittag in Anspruch.

Die einlaufende Verpflegung nahm so erschreckend ab, daß unseres Bleibens in der Gegend nicht mehr war, wollten wir ernstliche Konflikte vermeiden. So wurde der Aufbruch zum Mohasi vereinbart. Schubotz, dem es daran lag, einige Tage zur systematischen Untersuchung der Sumpf- fauna am Mohasi-See zuzubringen, trennte sich von uns, um den See