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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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getrieben werden könnte,' denn die (Qualität des Viehes ist ebenso vor­züglich wie seine Milch. Und da auch die Beschaffenheit des Erdbodens nichts zu wünschen übrig läßt, so steht es fest, daß hier ein ganz neues, großes Absatzgebiet geschaffen werden könnte. Dies Gesamtterritorium ist aber dem Gouvernement ein ganz unbekanntes, und es wäre daher sehr zu wünschen, daß die Regierung oder das Gouvernement sich entschlösse, eine aus landwirtschaftlichen Sachverständigen sich zusammensetzende Rom- mission zur Begutachtung dort hinauszusenden. Da die Landschaft Urundi im Süden Ruandas ganz gleiche und Uha westlich des Nord-Süd-Laufes des Malagarassi ganz ähnliche Verhältnisse ausweisen soll, so würde auch die Vereisung dieser Länder durch die vorgeschlagene Rommission zu empfehlen sein. Dieser müßte aber auch ein Forstmann beigegeben werden, denn die IValdfrage in Ruanda ist eine brennende.

Ruanda ist neben Urundi wohl das am dichtesten bevölkerte Gebiet Zentralafrikas. Man schätzt seine Einwohnerzahl aus N/2 Millionen. Dieser mit der Zeit zu solcher Höhe angewachsenen Bevölkerung hat aber natur­gemäß der lvaldbestand allmählich weichen müssen, um dem Ackerbau der Wahutu und der bedeutenden Viehzucht der lvatussi zum lveidegang Raum zu geben. Heute verfügt Ruanda nur noch über zwei größere Waldkomplexe an seinen Grenzen, den Rugege-Wald am südöstlichen Riwu und den Wald­bestand der Landschaft Bugoie, die sich vom nördlichen Teile des Sees nach Osten hin erstreckt,' außerdem sieht man auf den Bergkuppen hin und wieder alte Hainreste, die als geheiligt gelten und darum geschont werden. Sie bezeichnen die Stätten alter Häuptlingssitze. Meist findet man da oben Prachtexemplare von Ficus. Rleinere Bestände von ^cacia ab^ssinioa, die aber recht selten sind, dürsten nach Mildbraed als Reste ursprünglicher Vegetation anzusehen sein. Das große Zentrum des Landes ist dagegen völlig kahl. Da aber die Frage des Brennholzes eine der wichtigsten für die Besiedlung ist, so sollte man schon jetzt sein Augenmerk aus diesen Punkt lenken, um durch Aufforstung geeignet erscheinender Gebiete dem Mangel abzuhelfen und vorausblickend kommenden Jahr­zehnten vorzuarbeiten. Denn es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß wir mit den jetzt endlich in schnellerem Tempo betriebenen Bahnbauten am Viktoria-See nicht Halt machen, sondern durch Wetterführung des Schienen- stranges dermaleinst die reichen Gebietsstriche westlich des Sees der Nutzbar­machung nicht entziehen werden.