Dokument 
Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
Entstehung
Seite
130
Einzelbild herunterladen

130

Wir marschierten im Tal des Lukondo aufwärts, der hier auffallend an einen alpinen Bach oberhalb der Baumgrenze erinnert. Zwischen grasigen, mit Gesteinsbrocken übersäten Hängen fließen seine Wasser schäumend und kleine Fälle bildend über die Blöcke im Bachbett dahin. Dann öffnet das Tal sich in einen weiten, reich angebauten Kessel, den zahlreiche Kuppen kulissenartig abschließen. Ein schöner Weg führte auf halber Höhe in dem Kessel herum zu einem paß, von dem wir den Anblick noch höherer Berge genossen und dann hinabstiegen zum Kukarara, dem anderen großen Ouellbach des Niawarongo, dem jungen Nil, der hier, noch ein frischer Bergbach, in knabenhaftem Übermut über Blöcke und Kiesel schäumt. Wir verließen ihn bald wieder und stiegen nach Südwesten durch ein kurzes, enges Seitental steil hinauf, an dessen Schluß wir lagerten und einen schönen Blick auf den zurückgelegten Weg und die überwundenen vorberge genossen. Noch harrte unserer eine tüchtige Kletterei, ehe wir das Ziel, den Kugege- Wald, erreichten.

Am dritten Tage unseres Marsches erhoben sich vor uns Berge, die in ihren Formen und in ihrer Steilheit uns recht imposant erschienen, weit imposanter als die Shunda, denn noch war das Auge ja nicht durch die Riesengestalten der Vulkane verwöhnt. Als wir eine Einsattelung des Katandaganja erreicht hatten, war die Hauptsteigung überwunden, von hier kamen wir bis zur Wasserscheide zwischen dem Nukarara und den Kiwu- Bächen, zwischen Nil und Kongo, ganz unmerklich höher und stiegen auch von dort auf langgedehnten Kücken allmählich zum Kiwu hinab. Was die Toteninsel von Bukoba uns im kleinen wie ein Modell gezeigt hatte und die Insel Kwidschwi im Kiwu in größerem Maßstabe wiederholte, zeigte sich auch hier: ein steiler Abbruch gegen Osten, sanfter Abfall nach Westen. Ähnlich erhebt sich das Kuanda-Plateau plötzlich über Süd-Mpororo, und ähnlich fallen die Kandberge westlich des Kiwu und des Albert Lduard-Sees schroff gegen die Seen ab.

von der Höhe ging es den Südwesthang des Katandaganja hinab angesichts der imposanten Ssekera-Spitze, die wie ein riesiger Kegel sich vor uns erhob. An ihrem Fuß entlang zog sich der Weg im Bogen hin­über zu einem anderen Bergmassiv, an dessen Südseite wir lagern wollten. Da aber die Führer und ein Teil der Träger schon darüber hinausgelaufen waren, so überschritten wir noch einen kleinen Bach mit Kristallklarem Wasser und schlugen jenseits aus einem Hügelabsatz die Zelte aus. Dieses Lager